Male Vierfleck - Dragonfly quadrimaculata - form praenubila

Male Vierfleck – Dragonfly quadrimaculata – form praenubila am Vorflutgraben

Durch den Fund eines besonders schön gefärbten Vierflecks (s.o.)  am Vorflutgraben und einen am Berglwald-Weiher ist die Idee zu dem Spezialartikel über diese wundervolle Libellenart entstanden. Beim Sichten meiner Literatur bin ich dann auf ein interessantes Detail in der Vergangenheit der Vierflecke gestoßen.

Vierfleck mit leichter Färbung der Flügelspitzen

Vierfleck mit leichter Färbung der Flügelspitzen

Bis in die 30er Jahre des 19. Jahrhunderts  hinein sind Vierflecke ca. alle 10 Jahre in riesigen Schwärmen durch Europa gewandert. Und riesig meint wirklich riesig. Wildemuth & Martens (2014) schreiben von bis zu 2,5 Milliarden Individuen. Vermutlich wurde das Schwarmverhalten durch einen Parasiten ausgelöst. Der letze Schwarm in Europa wurde in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts in der Gegend Frankreich /Belgien / Niederlande gesichtet (ebd). Aber das ist leider nur eine schöne Erinnerung an die Vergangenheit.

Vierfleck – Libellula quadrimaculata

Vierfleck – Libellula quadrimaculata

Semantik
Der Vierfleck  – Libellula quadrimaculata Linnaeus, 1758 – gehört zu der Familie der Segellibellen (Libellulidae), in der  auch die  Gattungen der Moosjungfern (Leucorrhinia) der Heidelibellen (Sympetrum), der Blaupfeile (Orthetrum), der  Libellula  und andere eingeordnet werden.

 Spitzenfleck (Libellula fulva)

Frisch geschlüpfter Spitzenfleck (Libellula fulva)

Der Vierfleck gehört zusammen mit dem Spitzenfleck (Libellula fulva) und dem Plattbauch (Libellula depressa) in Europa zur Gattung  Libellula.

Aber genug zur Semantik – die sich sowieso immer ändert.

Vierfleck – Libellula quadrimaculata

Vierfleck – Libellula quadrimaculata

Erscheinung

Der Vierfleck ist eine recht stämmige mittelgroße Libelle und ihre Größe wird mit 40-48mm (Dijkstra 2014) und 40-50mm (Bellmann 2010) angegeben. Da er aber schlanker als der gleich große Plattbauch ist wirkt er dadurch etwas kleiner.

Plattbauch (Libellula depressa)

Plattbauch (Libellula depressa)

Der Vierfleck hat seinen Namen dadurch, dass er neben den zwei bei Libellen üblichen Flügelmalen (Pterostigma) noch schwarze Flecken am Nodus (Knotenpunkt) jedes Flügels hat. Somit haben die Vorderflügen und Hinterflügel vier Flecken bzw. die Libelle hat vier zusätzliche Flecken. Durch diese Flecken ist sie in Europa unverwechselbar.

Vierfleck – Libellula quadrimaculata - auf seiner Sitzwarte

Vierfleck – Libellula quadrimaculata – auf seiner Sitzwarte

Die Flügelbasis ist am Hinterflügel schwarz und am Vorderflügel bernsteinfarben. Männchen und Weibchen sind beide gelb-braun mit schwarzem Abdomen. Mit dem Alter dunkeln sie nach und von den Gelbtönen bleibt nicht mehr viel übrig.

Altes Vierfleck Männchen

Altes Vierfleck Männchen

Eine besonders schöne Variante ist die forma praenubila. Dort sind die Flecken auf den Flügeln ausgeprägter und die Flügelspitzen rauchig eingefärbt. Diese Färbung soll durch warmes Wasser in der Endphase der Larvalentwicklung kommen (Wildemuth & Martens, ebd). Diese Farbform gibt es in unterschiedlich starken Ausprägungen.

Vierfleck – Libellula quadrimaculata – forma praenubila

Vierfleck – Libellula quadrimaculata – forma praenubila

Männchen und Weibchen kann man an der Form der Cerci, der Hinterleibsanhänge, unterscheiden. Die derWeibchen sind gerade und die der Männchen nach außen gebogen.

Vierfleck – Libellula quadrimaculata

Vierfleck – Libellula quadrimaculata

Verhalten und Entwicklung

Die Männchen trifft man häufig am Gewässer auf seinen Sitzwarten sitzend an,  dort lauern sie auf Beute oder ein Weibchen und verteidigen ihr Revier gegen Eindringlinge. Die Weibchen kommen nur zur Paarung und Eiablage ans Gewässer. Die Paarung findet im Flug statt und dauert nur wenige Sekunden. Anschließend legt das Weibchen alleine die Eier ins Gewässer.

Vierfleck – Libellula quadrimaculata

Vierfleck – Libellula quadrimaculata

Die Eier entwickeln sich in innerhalb kurzer Zeit – 2 bis 7 Wochen – zu Larven (Kroehling 1998) . Die Larven brauchen im günstigsten Fall nur ein Jahr in der Regel aber 2-3 Jahre bis zum Schlupf. Fischbesatz bereitet den Vierflecklarven nicht unbedingt Probleme, da sie im Schlamm leben. Aber wühlende Weißfische können sie freilegen und die ganze Population einbrechen lassen (Ott1993B zitiert in  Kroehling 1998).

Vierfleck – Libellula quadrimaculata

Vierfleck – Libellula quadrimaculata

Vorkommen

Vierflecke kommen in ganz Deutschland vor und bevorzugen vegetationsreiche Kleingewässer in Moorgebieten. In Bayern stammen die meisten Funde von Teichen und Weihern sowie Tümpeln und Kleingewässern. In Bayern kommen sie bis auf 1600m vor. (Kroehling 1998).

Schlupf Vierfleck

Schlupf Vierfleck

Die Flugzeit beginnt in Bayern im Mai und endet im September. Die meisten Individuen trifft man in der zweiten Junihälfte bis ins erste Julidrittel an (Kroehling 1998).

Schlupf Vierfleck

Schlupf Vierfleck

Geschlüpft wird in der Regel am Morgen bei Bewölkung aber auch später – abhängig von der Lufttemperatur. So konnte ich beobachten, dass in einem schattigen und kühlen renaturierten Torfstich auch bei Sonnenschein erst gegen Mittag geschlüpft wurde.

Schlupf Vierfleck

Schlupf Vierfleck

Vierflecke sind nicht bedroht, da sie an die Gewässergüte keine allzu hohen Anforderungen stellen und von  Schutz und Pflegemassnahmen für andere Arten profitieren.
In anderen Ländern hat er andere Namen

  • Englische Bezeichnung: four-spotted chaser
  • Französische Bezeichnung: Libellule à quatre taches
  • Niederländische Bezeichnung: Viervlek
Älteres Vierfleck Männchen

Älteres Vierfleck Männchen

Literaturangaben:

  • Kroehling:
    “Libellen in Bayern (Libellen-Verbreitungsatlas)”

    Bearbeitet von Klaus Kuhn und Klaus Burbach, Hrsg: Bayrisches Landesamt für Umweltschutz und Bund Natruschutz in Bayern e.V., Ulmer, 1998, Stuttgart
    ISBN: 3-8001-3495-0
    Ecobookstore oder buch7 oder direkt bei Ulmer
  • Bellmann:
    KosmosNaturführer: 
    Der Kosmos Libellenführer (neu Auflage erhältlich)
    Alle Arten Mitteleuropas
    Bellmann, 2010, Stuttgart
    ISBN: 978-3-440-12794-0
    Amazon-Link*
  • Wildemuth & Martens:
    Taschenlexikon der Libellen Europas: Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt

    Hansruedi Wildermuth, Andreas Martens, 1. Auflage 2014, Wiebelsheim
    ISBN: 978-3-494-01558-3
    Ecobookstore oder buch7 oder direkt beim Verlag bestellen
  • Dijkstra:
    Libellen Europas

    Klaas-Douwe B. Dijkstra; Richard Lewington,
    1. deutschsprachige Auflage 2014, Haupt Bern
    ISBN: 978-3-258-07810-6
    Ecobookstore oder buch7.

Fotos wie immer von Marcel und Jule

Schlupf Vierfleck

Schlupf Vierfleck