Sibirische Azurjungfer - Bileks-Azurjungfer - Siberian Bluet - Coenagrion hylas

Sibirische Azurjungfer – Bileks-Azurjungfer – Siberian Bluet – Coenagrion hylas

Für Libellenfreunde aus ganz Mitteleuropa ist der Besuch bei einem der wenigen Habitate der Sibirische Azurjungfer ein Muss. In Europa wird die Sibirische Azurjungfer gerne nach ihrem Entdecker in Europa, Alois Bilek,  Bileks-Azurjungfer genannt. Ihr wissenschaftlicher Name lautet Coenagrion hylas (Trybom, 1889).

Sibirische Azurjungfer - Bileks-Azurjungfer - Siberian Bluet - Coenagrion hylas

Sibirische Azurjungfer – Bileks-Azurjungfer – Siberian Bluet – Coenagrion hylas

Ihr Vorkommen im Lechtal liegt rund 5000 Kilometer von ihrem eigentlichen Lebensraum entfernt. Sie lebt hauptsächlich in Sibirien und ihr Verbreitungsgebiet reicht westlich bis zu den Flüssen Jenissei und Ob.

Sibirische Azurjungfer - Bileks-Azurjungfer - Siberian Bluet - Coenagrion hylas

Sibirische Azurjungfer – Bileks-Azurjungfer – Siberian Bluet – Coenagrion hylas

Daneben gibt es bisher nur drei bekannte westlichere Vorkommen. Davon liegen zwei in Russland (eins am Polar-Ural und eins in der Pinega-Region) und das dritte sind die (bayrisch)-österreichischen Kalkalpen.  Wenn man sich die Größe Russlands anschaut und wie viel unberührte Natur auch westlich des Ob noch vorkommt, dann sind weitere Fundorte nicht auszuschliessen.

Sibirische Azurjungfer - Bileks-Azurjungfer - Siberian Bluet - Coenagrion hylas

Sibirische Azurjungfer – Bileks-Azurjungfer – Siberian Bluet – Coenagrion hylas

In Deutschland ist momentan kein Fundort bekannt – die einstige, von Alois Bilek  1952 entdeckte, Population am Zwingsee ist Ende der 60er Jahre ausgestorben. Danach galt sie in Europa als verschollen und wurde erst Anfang der 70er wiederentdeckt (Sonntag et al 2005 zitiert Heidemann 1974). Aber  auch dieses Vorkommen kann heute nicht mehr nachgewiesen werden.

Sibirische Azurjungfer - Bileks-Azurjungfer - Siberian Bluet - Coenagrion hylas

Sibirische Azurjungfer – Bileks-Azurjungfer – Siberian Bluet – Coenagrion hylas

Mitte der 80er Jahre wurde das heute bekannteste Vorkommen an einem Moorsee im Lechtal entdeckt und eine daraufhin eingeleitete intensive Suche erhöhte die bekannten Habitate laut Wildemuth et al. (2014) bis auf  heute 14.  Weitere Vorkommen sind auch in den Alpen oder in Skandinavien nicht auszuschliessen.

Bekanntes Habitat in Tirol

Bekanntes Habitat in Tirol

Die Habitate teilen sich in Tirol nach Mülller (2000)  in drei Lebensräume:

  • Klare und Nährstoffarme Bergseen mit Zu und Abfluss (4 Fundorte)
  • Kleingewässer der Flußauen auf schotterreichen Substrat (5 FO)
  • Versumpfte Quelllacken und Flachmoorbereiche am Rande von Moorgewässern mit Verlandungszone und Quellrinnsalen (5 FO)

10 von 14 Fundorten hatten eine ausgeprägte Verlandungszone und Quellflure / Quellaustritte. (Sonntag et al 2005).

Habitat von C. hylas

Habitat von C. hylas

Die Libellen sind nur für wenige Stunden zur Mittagszeit (ca. 11:00 – 13:30) am Gewässer anzutreffen und auch dann nur bei Sonnenschein. So flogen an einem sonnigen Tag mehr als 50 Individuen um das von uns besuchte kleine Gewässer. An einem leicht bewölktem Tag hatten wir weniger als 10. Die Flugzeit reicht von Ende Mai bis Ende Juli. Mit Glück kann man auch schon Mitte Mai und noch im August vereinzelte Individuen antreffen.

Sibirische Azurjungfer - Bileks-Azurjungfer - Siberian Bluet - Coenagrion hylas

Sibirische Azurjungfer – Bileks-Azurjungfer – Siberian Bluet – Coenagrion hylas

Das Verhalten der Männchen ist sehr territorial und aggressiv, so werden andere Männchen immer wieder vertrieben und andere Paarungsräder werden angegriffen um diese auseinander zu bringen.

Angriff auf Paarungsrad

Angriff auf Paarungsrad

Sitzend trifft man die Bileks-Azurjungfer eher selten an und dann fliegt sie bei Annäherung meist sofort wieder weg.

Sibirische Azurjungfer - Bileks-Azurjungfer - Siberian Bluet - Coenagrion hylas

Sibirische Azurjungfer – Bileks-Azurjungfer – Siberian Bluet – Coenagrion hylas

Laut Wildemuth et al. (2014) befinden sich die Jagdhabitate der Libellen bis zu 0,5 km vom Gewässer entfernt, dort übernachten sie auch. Wir konnten die Eiablage im Tandem beobachten. Eine Eiablage eines einzelnen Weibchens haben wir nicht gesehen.

Sibirische Azurjungfer - Bileks-Azurjungfer - Siberian Bluet - Coenagrion hylas

Sibirische Azurjungfer – Bileks-Azurjungfer – Siberian Bluet – Coenagrion hylas

Da die Art auch durch zunehmenden Libellen-Tourismus gefährdet ist, werden die meisten Fundorte nicht bekannt gegeben. Der Moorsee, an dem sie einst wiederentdeckt wurde, ist der einzige Fundort, an dem Tafeln hängen und der touristisch beworben wird. Dort darf der Uferbereich aber nicht betreten werden. Woran sich nicht alle halten. Was meiner Meinung nach verständlich ist. Jeder Libellenbegeisterte möchte gerne ein paar Fotos dieser sehr seltenen Art haben. Ein kleiner Bohlenweg, der ein gefahrloses Betreten des Ufers möglich machen würde, würde hier schon genügen – ohne die Art zu gefährden.

Trittschäden in der Ufervegetation

Trittschäden in der Ufervegetation

Das wäre für mich realistischer Naturschutz. Es bringt nichts, wenn die Menschen nur auf abgeschotteten Wegen großflächig an der Natur vorbeigeführt werden.

Sibirische Azurjungfer - Bileks-Azurjungfer - Siberian Bluet - Coenagrion hylas

Sibirische Azurjungfer – Bileks-Azurjungfer – Siberian Bluet – Coenagrion hylas

Wo so tolle Libellen fliegen, da gibt es auch schöne Orchideen als Beiwerk.

Waldhyazinthe

Waldhyazinthe

Fotos wie immer von Jule und Marcel, aufgenommen an einem keinen Habitat in Tirol.

Fleischfarbenes Knabenkraut

Fleischfarbenes Knabenkraut

Literatur zur Coenagrion hylas (Trybom, 1889):

  • Die Libellen Tirols (vergriffen??? oder nicht überall lieferbar)
    Armin Landmann, Gerhard Lehmann, Franz Mungenast, Hermann Sonntag, Innsbruck 2005
    ISBN: 3-85093-185-4
  • Libellen Europas
    Klaas-Douwe B. Dijkstra; Richard Lewington,
    1. deutschsprachige Auflage 2014, Haupt Bern
    ISBN: 978-3-258-07810-6
    Ecobookstore oder buch7 vorbestellen.Taschenlexikon der Libellen Europas: Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt
    Hansruedi Wildermuth, Andreas Martens, 1. Auflage 2014, Wiebelsheim
    ISBN: 978-3-494-01558-3
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