Birdwatching im Podelta

Silberreiher
Silberreiher

Am Herbstfeiertag (03. Oktober) lagen wir morgens noch gemütlich in unserem Münchner Bett und überlegten was wir denn schönes unternehmen könnten: Endlich mal wieder zum Ahornboden fahren war eine Idee, an den Federsee fahren und Bartmeisen im morgendlichen Nebel belästigen eine andere. Aber eigentlich ist dieser freie Tag doch zu größerem geschaffen. Also entschlossen wir uns recht spontan für ein extra langes Wochenende nach Italien ins Podelta aufzubrechen.

Vogelschlafplätze
Vogelschlafplätze

Die letzten Jahre waren wir immer im Frühjahr dort gewesen, um das Ende des Vogelzugs und den Anfang des dortigen Brutgeschäfts zu beobachten. Heuer hatten wir das leider nicht geschafft. Wir waren zu der Zeit auf den Philippinen zum Tauchen. Aber warum nicht schauen wer am Po überwintert und dort Pause auf dem Weg nach Afrika macht.

Silberreiher
Silberreiher

Über booking.com konnten wir eine recht günstige Unterkunft mitten im Delta bei Ca’ Mello, das B&B Il Girasole. Im Herbst, also der absoluten Nebensaison, hat man das ganze Haus für sich alleine. Bis zu 10 Personen hätten drin Platz. Sogar eine Espressomaschine und einen Sandwichmaker hat es. Und natürlich die normale Kücheneinrichtung. Die Besitzer Simonetta
und Manfredo sprechen nur italienisch, aber mit Händen und Füßen ging es auch so. Und im Notfall hilft google translate. Das Ganze für 60 Euro die Nacht, eigentlich recht fair.

Kormoran
Kormoran

Die Fahrt war erstaunlich entspannt, durch die vorab gebuchte Brenner Maut ging es auf der Videomautfahrspur recht schnell durch das erste Lager der Wegelagerer. Hinter dem Brenner dann das Kärtchen für die Italienische Maut ziehen und hinter Padua dann die italienische Autobahn verlassen und etwas über 24 Euro bezahlt.

Im letzten Licht
Im letzten Licht

Insgesamt kamen wir, da wir eine österreichische Jahresvignette haben auf knapp unter 70 Euro Maut. Die Rückfahrt verlief ähnlich entspannt, und das trotz des Seehoferschen Grenzregimes.

Abstand muss sein, insbesondere zu den nassen Artgenossen
Abstand muss sein, insbesondere zu den nassen Artgenossen

Das Po Delta im Herbst ist eigentlich genauso spannend wie im Frühjahr. Gefühlt hatte es sogar mehr Reiher, dafür aber von diesen weniger Arten. Purpurreiher, Nachtreiher und Rallenreiher (einer saß im Busch und wollte sich partout nicht von uns fotografieren lassen) sind in ihre Winterquartiere geflogen.

Graureiher
Graureiher

Dafür sind gefühlt mehr Silber, Seiden, Grau und Kuhreiher im Delta. Die Reiher nutzen, dass die Felder abgeerntet wurden und folgten den Mähmaschinen und Pflügen um an frische Proteine zu kommen.

Stelzenläufer
Stelzenläufer

An Limikolen hätten wir mehr erwartet, aber dafür waren viele Möwen, Kormoran und Zwergscharben, eine kleine, hübsche Kormoranart, anzutreffen.

Kormoran
Kormoran

Auch etliche Greifvögel, überwiegend wohl Weihen und ein paar Turmfalken haben wir auch an den uns bekannten Orten treffen können.

Flamingo vor Industrie
Flamingo vor Industrie

Die Flamingos waren nicht in der Lagune von Comacchio, wo sie sehr gut zu beobachten sind sondern in der Marina Romea. Was fotografisch auch sehr spannend war. Sonnenuntergang + Flamingo + Industrie = schon irgendwie kitschig aber schön.

Argwöhnisch beobachtet uns der Steinkauz
Argwöhnisch beobachtet uns der Steinkauz

Am ersten Tag hatten wir leider keine Steinkauze antreffen können, da überall Mäharbeiten an den Straßenrändern im Gange waren und die kleinen Eulen sich versteckten. Aber später hatten wir dann an die 10 verschiedenen Steinkauze. An einer Stelle 3 sehr eng beieinander sitzend.

Steinkauz etwas näher und mutiger
Steinkauz etwas näher und mutiger

Daneben haben wir noch Waldohreulen und vermutlich eine Schleiereule bei unseren nächtlichen Lauschfahrten angetroffen.

Steinkauze mögen es wohl gar nicht fotografiert zu werden. Sie schauen immer böse drein.
Steinkauze mögen es wohl gar nicht fotografiert zu werden. Sie schauen immer böse drein.

Einmal mussten wir die Fahrt abbrechen, da es zu regnen begann, was nicht der primäre Grund war. Aber der warme Regen lockte tausende Frösche und Wechselkröten auf die Straße, so war es nicht mehr möglich ohne die Amphibien zu gefährden weiterzufahren.

Wechselkröte
Wechselkröte

Das Auto jagte ihnen keine Angst ein. Wir mussten dann kurz aussteigen und dann sind sofort weggehüpft. Auf unserem Grundstück konnten wir anschliessend noch ein paar Wechselkröten in Ruhe beobachten und auch fotografieren. Aber auch hier mussten wir aufgrund des Tierschutzes das Tun bald einstellen, denn tausende Gehäuseschnecken, darunter viele Weinbergschnecken, kamen raus und man geriet schnell in Gefahr auf eine tu treten.

Turmfalke in der Nähe unserer Unterkunft
Turmfalke in der Nähe unserer Unterkunft

Im Haus hatten wir dann zwei sehr schönen Spinnenläufer entdeckt. Einer lugte unter dem Türrahmen hervor und der andere saß in der Küche. Sehr hübsche und faszinierende Tiere. Mit bis zu 34 Muskeln an jedem ihrer 15 Beinpaare. Bei deren Anblick muss man die Gliederfüßer doch einfach nur lieben. Ich weiß, es überzeugt einen Podophoben nicht, es gibt halt Menschen, die mögen nichts mit mehr als 4 Beinen.

Spinnenläufer
Spinnenläufer

Traurig ist, dass leider sehr viele Nutrias überfahren am Straßenrand lagen. Sie sind bei den Italienern nicht sehr beliebt, was aber überwiegend auf Vorurteilen den Tieren gegenüber beruht. Es machte den Eindruck als würden sie absichtlich totgefahren.

Nutria
Nutria

Die possierlichen Nager werden für alle Schäden am Deich verantwortlich gemacht. Oft ist es aber schlechtes Deichmanagement oder andere Tiere, die die Schäden hervorrufen. Würde man den Nutrias Wohnröhren zur Verfügung stellen, dann würden sie gar keine Höhlen graben, da sie die Röhren bevorzugen würden.

Sonnenuntergang an der Lagune von Comacchio
Sonnenuntergang an der Lagune von Comacchio

Ihre Vorfahren wurden aus Südamerika nach Europa verschleppt, da sollten wir ihnen auch eine angenehme neue Heimat bieten. Sie werden sogar recht zutraulich und werden in Südamerika auch als Haustiere gehalten. Wir haben ein Nutria getroffen, das ganz dicht zu uns kam und keine Angst hatte.

Netze im Po
Netze im Po

Uns hat es wieder sehr viel Freude bereitet durch das Podelta zu fahren und Vögel zu beobachten. Im Herbst ist es sogar noch leerer als im Frühling. Das einzig auf das man aufpassen muss sind die Jäger im morgendlichen Nebel. Denn es ist Jagdsaison und leider darf im Delta gejagt werde.

Silberreiher
Silberreiher

Wir waren natürlich auch wieder bei ein paar Eisdielen. Unsere lieblings Gelateria in Porto Tolle, die Gelateria Linda (GPS: 44.947742, 12.332324) hatte leider geschlossen. Laut Facebookseite dauerhaft. Hoffentlich ist es nur die Winterpause.

Der Himmel brennt über der Lagune
Der Himmel brennt über der Lagune

Aber alternativ kann man die Gelateria Polarexpress (GPS: 44.945616, 12.333483) in derselben Strasse besuchen. Beide sind in der Viale Giuseppe di Vittorio, der Polarexpress an der Ecke zur Viale Giacomo Brodolini und an einem Partyzelt davor zu erkennen.  Beide sind lohnenswert und haben handgemachtes Eis zu fairen Preisen und in einer Qualität, die man in Deutschland selten findet.

Graureiher im Regen
Graureiher im Regen

Wir waren auch wieder in Argenta ein Eis Essen, in der Gelateria des Ortes, welche eine unglaubliche Auswahl hatte und Jules Lieblingseisdiele in Italien bisher ist. Die Gelateria il Gelatone (GPS: 44.613431, 11.834306).

Vogelrast
Vogelrast

Marcel, der eher auf sahnige Eissorten steht, hat auch seine Lieblingseisdiele gefunden, in Goro am Po di Goro in der Emilia Romagna. Sie ist in der Via C.Battisti 42 (GPS: 44.853495, 12.300718) und trägt keinen Namen, in google heißt sie auch nur Gelateria und es gibt auch keine Webseite.

Ist es eine Weihe?
Ist es eine Weihe?

Wie immer in Italien, fast alle Fotos von Jule, da Marcel der Fahrer war…

Wer ist das?
Wer ist das?

Equipment diesmal, Canon 5DIV, 7D1, 300mm, 600mm, 1.4 Konverter, 100mm, 24mm.  Blitz und Bohnensack und Nelson, unser Auto.

Zuum Abschluss noch ein Flamingo
Zuum Abschluss noch ein Flamingo