Unser zweiter Besuch im Po-Delta
Nachdem wir letztes Jahr (2014) mehr oder weniger zufällig im Po-Delta waren, sind wir heuer (2015) ganz gezielt zur Vogelbeobachtung dorthin gefahren. Das Po-Delta ist einer der Hot-Spots zur Vogelbeobachtung in Italien. Während des Vogelzugs ist es Rastpunkt für viele Vögel aus Afrika Richtung Norden bzw. im Herbst zurück.
Nach dem Vogelzug sind die vielen dort brütenden Vögel anzutreffen. Letztes Jahr haben wir noch den Rest des Vogelzugs mitbekommen, es waren somit noch einige Watvögel / Limikolen anzutreffen, dieses Jahr waren sie schon mehrheitlich im Norden. Was aber unsere Erlebnisse überhaupt nicht geschmälert hat.
Ferien auf dem Bauernhof
Gewohnt haben wir diesmal gut und preiswert im Agriturismo Ca’ Bonelli, direkt im Delta. Es handelt sich um Ferienwohnungen auf dem Gelände eines Landwirtschaftlichen Betriebes – nicht mit Viehwirtschaft sondern Reisanbau. Also keine Angst vor “unangenehmen” Gerüchen. Dafür muss man mit quakenden Fröschen, schimpfenden Reihern und rufenden Kauzen und streunenden Katzen leben. Aber wer im Po-Delta Urlaub macht, der möchte genau diese Geräusche hören und nicht den Lärm der modernen Großstadt.
Im Apartment-Preis inklusive sind bei Ca’ Bonelli auch Fahrräder mit denen man das Delta erkunden kann. Wir waren aber immer nur mit dem Auto und auch mal zu Fuß unterwegs. Verpflegen muss man sich selber – nebenan ist aber auch ein Fischrestaurant, welches wir nicht besucht haben, da für Essen während der ganzen Vogelbeobachtung keine Zeit war. Es hat höchstens mal zu einem der leckeren und preiswerten italienischen Cappuccinos gereicht – wobei es auch in Italien miese Cappuccinos gibt – oder zu einem leckeren Eis bei Linda in Porto Tolle.
Morgens haben wir immer eine Bienenfresserkolonie in der Nähe der Marina 70 besucht. Es war ein reges hin und hergefliege. Die Bienenfresser fingen immer wieder Insekten und fraßen sie auf der Leitung sitzend. Waren sie nicht am Jagen, sangen sie immer ihre Lieder.
Dort hielt sich dieses wie letztes Jahr auch immer ein Wiesenweihenpärchen auf. Die Weihen waren heuer seltener anzutreffen und auch ein bisschen scheuer.
Dafür saßen diesmal dort tagsüber und nachts zwei Steinkauze und und abends eine Waldohreule.
Es könnte sich um dasselbe Tier wie letztes Jahr gehandelt haben, da wir es in relativer Nähe gesehen hatten.
Steinkauz-Paradies
Eulen waren diesmal das Highlight dieser Reise. So konnten wir 8 – in Worten acht – Steinkauze entdecken.
Den ersten am Stadtrand von Porto Tolle auf einem Verkehrsschild in der Dämmerung und dann immer wieder an verschiedenen Orten andere. Teilweise nur wenige Meter voneinander entfernt.
Einer hat eine Gehöft weiter von unserer Unterkunft gewohnt und wir konnten ihn abends rufen hören. Zwei Gehöfte weiter in einem halb verfallenen Haus wohnte dann schon der nächste. Leider sind sie recht scheu und sind immer an eine andere Stelle geflogen, wenn man mit dem Auto zu lange gehalten hat. So haben wir sie meist nur aus der Ferne beobachtet und nicht alle fotografiert. Unnötig muss man die kleinen Kerlchen ja nicht aufregen.
Nachts haben wir zweimal einen Waldohreule und zweimal eine Schleiereule beobachten können. Für Fotos war es leider schon zu dunkel. Aber das Erlebnis zählt. Ob es sich um zwei verschiedene Schleiereulen oder um ein und dieselbe handelt können wir nicht sagen. Die Orte der Sichtung lassen beide Rückschhlüsse zu.
Europäische Reiher
Neben den Eulen haben es uns die Reiher im Po-Delta besonders angetan.
Dieses Jahr trugen die Kuhreiher ihr Hochzeitskleid, was sie sehr leicht unterscheidbar von den Silber- und Seidenreihern machte.
Aber neben diesen drei weißen Arten waren auch noch der gewöhnliche Graureiher anzutreffen und sein bunter Vetter, der Purpurreiher.
Nachdem man den ersten Purpurreiher entdeckt hatte, sah man sie überall sitzen. Sie fallen Dank ihres Federkleides gar nicht auf.
Einer lauerte direkt am Reisfeld unserer Unterkunft auf Beute und wurde immer vom etwas größeren Graureiher gemobbt.
Auch die weniger bekannte Art des Rallenreihers und der kleinste der Reiherfamilie Europas, der Nachtreiher konnten von uns entdeckt werden.
Der Nachtreiher hat uns besonders gefreut, da wir für ihn extra weiter weg von unserer gewöhnlichen Route gefahren sind. Und glücklicherweise saß er im Schilf an einem kleinen Kanal und lies sich sogar fotografieren bevor er auf einen Mast und dann weit flog.
Bei der Suche nach den Purpurreihern hat Jule in einem Wassergraben Nutria-Nachwuchs beim Spielen entdeckt. Die Mami war unterwegs und zwei Kleine saßen in ihrer Nutria-Höhle aber die zwei anderen tollten draußen herum. Als die Mutti uns bemerkte ist sie gleich wieder zu ihren Kleinen zurück und hat aufgepasst.
Neben den Reihern haben wir auch noch andere langbeinige Vögel entdecken können, so etwa die Rosa-Flamingos, die in einer großen Kolonie brüten. Leider kommt man nicht sonderlich nah an sie heran.
Durch die vielen Eulen und Reiher war es sogar noch besser als beim letzten Besuch. Auch hat sich die Investition in unsere zwei Tamron 600er Objektive schon bemerkbar gemacht. Doch bei der Vogelfotoggrafie kann man nie genug Brennweite haben.
Zurück nach Deutschland
Nach drei wundervollen Tagen im Delta sind wir dann Freitag wieder Richtung Deutschland gefahren. Unterwegs haben wir fantastisch in der Dalla Padella Alla Brace gespeist. Vorzügliches italienisches Essen – ohne Speisekarte – in tollen Ambiente und wirklich preiswert. Wer einmal nach Crespino kommt, auf dem Weg vom Po-Delta nach Verona, der sollte dort unbedingt rasten.
Eigentlich wollten wir am Gardasee übernachten, aber wenn man aus der Abgeschiedenheit des Po-Deltas kommt und man die ganze Zeit Vögel beobachtet hat, dann schreckt einen der Trubel am Gardasee nur ab. Wir sind einfach weiter nach München durchgefahren und werden nächstes mal wieder den Umweg über drei Zinnen und Groß Glockner nehmen. Einfach besser als Brenner und Gardasee.
Wer als Birder und Tierbeobachter einen nicht überlaufenen Hotspot besuchen möchte, der sollte das Po-Delta unbedingt ins Auge fassen und dabei nicht unbedingt nur die ausgewiesenen und bekannten “Birdwatching” Plätze aufsuchen. Die Vögel leben überall im Delta.
Alle Fotos wie immer von Jule und Marcel, diesmal mehrheitlich von Jule, da ich am Steuer sitzen musste 🙁
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