Diese Woche hat eine Meldung die Taucherwelt geschockt. Das Tauchen im wunderbaren Grünen See in Tragöß in der Steiermark wurde verboten. Vorgeblich aus Gründen des Umweltschutzes / Naturschutzes. Der Grüne See ist ein temporäres Gewässer, welches durch steigendes Grundwasser während der Schneeschmelze entsteht. Das Wasser überflutet eine Wiese und ein paar Wege, in guten Jahren ein paar Parkbänke und eine kleine Brücke. Durch die Art der Entstehung ist es eines der klarsten Gewässer Kontinentaleuropas. Kalt, klar und wunderbar türkis schimmernd.
Zum Tauchverbot haben wohl mehrere Gründe beigetragen. Ich möchte hier auch keinem zu Nahe treten, besonders nicht den Seebesitzern – denn diese sind an der vor dem Verbot entstandenen Situation unschuldig. Dass sie jetzt eine Notbremse ziehen ist mit viel gutem Willen nachvollziehbar, aber mit den Tauchern trifft es nicht die Hauptverantwortlichen.
Als Begründung für das Verbot muss leider der Umweltschutz herhalten. Der See steht unter Naturschutz – was ich hier als Bezeichnung eigentlich nicht treffend finde. Denn der See ist ökologisch nicht sonderlich wertvoll – es ist ein temporäres Gewässer, in dem sich aufgrund der kurzen Zeit und der geringen Wassertemperatur keine Pflanzen und Tierarten entwickeln können. Da gibt es andere Orte in Österreich wo ein Einschreiten des Naturschutzes dringender angeraten wäre. Die Befürchtung ist auch nicht hauptsächlich, dass irgendwelche Pflanzen oder Tierarten gefährdet würden. Die Begründung ist, dass durch eine übermäßige Nutzung zu viel Sediment aufgewirbelt würde (was auch passiert) und der See dann seine wunderbare Farbe verlieren würde. Das ist bisher noch nicht vorgekommen und wenn es vorkäme, dann wäre es im nächsten Jahr wieder anders. Denn der See verschwindet im Hochsommer immer komplett bis zur nächsten Schneeschmelze.
Eigentlich ist damit der Naturschutz kein wirkliches Argument, den keine Art leidet darunter, wenn der See nicht türkis ist – nur die Tourismusindustrie. Und hier kommen wir zu des Pudels Kern. Der Grüne See wurde 2014 zum “Schönsten Platz” Österreichs gewählt und der Tragößer Tourismusverband feierte dieses Sieg. Und was hatte es zur Folge? Natürlich das, was der Tourismusverband wollte – nur nicht so stark. Ein Massenansturm von Seebesuchern – nicht nur Tauchern. Die Geister die sie riefen kamen alle.
Die Massen werden vielleicht noch 2016 kommen, 2017 werden es dann weniger sein und 2018 wird keiner mehr über den Grünen See und Tragöß reden. Und im Mai und Juni werden überhaupt keine Touristen kommen, denn die Taucher dürfen ja nicht mehr rein. Irgendwie erinnert mich die Geschichte an andere Tauchreviere. Auf den Malediven waren es die Taucher, die als Pinoniere den Tourismus etabliert haben. Jetzt gibt es fast nur noch Luxusresorts und Tauchen interessiert keinen. In Ägypten war es ähnlich, die Taucher haben den Tourismus ans Rote Meer geholt bevor es zu einem AI-Mekka wurde. Aber wer hielt im arabischen Frühling und im anschließenden Herbst Ägypten die Treue? Die Taucher.
Das auch Kritik an den Tauchern im Grünen See berechtigt ist, ist keine Frage. Tauchschulen die dort Ausbildung machen gehört die Lizenz entzogen. Taucher die über den Grund “laufen” gehört dort das Tauchen verboten. In das Gemecker gegen Scooter stimme ich hier nicht mit ein, denn die Scooter-Fahrer können Mehrheitlich sehr gut Tauchen und verursachen keinen Dreck. Bei dem Gemecker spielt wohl eher der Neid der “Sporttaucher” auf die “Tekkis” eine Rolle.
Meiner Meinung nach ist das Verbot unsinnig und es wird auch schon fleissig nach einem Ausweg an dem Dilemma gearbeitet. Keine Alternative ist das nationalistische Geschrei einiger Deppen, die den See nur für Österreicher zum Tauchen freigeben wollen. Eine Regelung wie am Fernsteinsee / Samaranger See wäre z.B. eine Möglichkeit, wie am Ilsesee eine andere. Aber beides ist meiner Meinung nach mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Einfach nur eine begrenzte Zahl an Tageskarten verkaufen, ein Ausbildungsverbot und nicht an unsinnigen Tourismuswettbewerben teilnehmen sollte ausreichen. Manchmal – nicht oft, eher selten – gibt es auch einfache Lösungen. Aber dann sind es auch einfache Probleme wie ein Tauchverbot.
Wie gemein!
Darf ich Deinen Beitrag teilen Marcel?
natürlich.
Danke!