Wien wird seit 2010 durch eine SPÖ-Grüne-Koalition regiert und ob das für den Natur und Umweltschutz viel gebracht hat, mag und will ich nicht beurteilen. Als “Piefke” möchte ich mich in die Politik unseres schöne Nachbarlandes eigentlich auch nicht einmischen. Aber die Ziesel-Population am Wiener Heeres-Spital und die IGL-Marchfeldkanal brauchen Unterstützung von überall aus Europa.
Der bzw. auf österreichisch das Europäisches Ziesel (Spermophilus citellus) ist das einzige in Europa vorkommende Erdhörnchen und gilt als stark bedroht. Es ist während des Mittelalters auf Grund der starken Rodung der Wälder Europas aus den vorderasiatischen Steppen eingewandert. Denn jetzt herrschten auch hier gute Lebensbedingungen.
Heutzutage ist dem leider nicht mehr so. Dank intensiver Landwirtschaft sind trocken Magerrasenflächen selten geworden und für das Ziesel ist dadurch kein Platz mehr. Deshalb sind alle noch vorhandenen Vorkommen besonders geschützt und bedürfen auch weiterhin aller Unterstützung.
Auf einer Brachfläche am Wiener Heeres Spital mit zur Zeit knapp 300 bewohnten Zieselbauten sollen nun Wohnungen entstehen. Die Stadt Wien versucht die dortigen Ziesel zu vertreiben – sie sollen durch eine Betonröhre über den Marchfeldkanal abwandern. Das soll dadurch erreicht werden, dass die “Zieselwiese” nicht gemäht wird, was sie für die Steppenbewohner unattraktiv machen würde. Nur den Zieseln gefällt ihre Fläche einfach besser als die Ausgleichswiese.
Engagierte Bürger haben das Mähen 2014 dann selber in die Hand genommen. Ziesel sind EU-weit geschützt (FFH-Richtlinie) und es ist alles zu unternehmen um ihren Bestand nicht zu gefährden. Auch nach österreichischem Naturschutzgesetz darf man diese Art nicht unnötig stören. Deswegen war das Mähen auch richtig und wichtig.
Nun hat sich die Stadt Wien einen Ziesel-Aktionsplan ausgedacht, der die Zieselpopulationen in “erhaltenswerte” und “nicht erhaltenswerte” Populationen unterteilt. Und natürlich wurde die Population in die Kategorie “nicht erhaltenswert” eingestuft. Es wird ihnen eine schlechte Prognose erstellt, obwohl die Population immer weiter wächst.
Mich beschleicht das Gefühl, dass dort mal wieder kurzfristige finanzielle Interessen über langfristige Naturschutzinteressen gestellt werden. Anders ist nicht zu erklären warum die Stadtregierung so an der Bebauung festhält.
Die IGL-Marchfeldkanal kann jegliche Unterstützung – auch aus Deutschland – gebrauchen. Je mehr Menschen der Stadt Wien auf die Finger schauen, desto weniger kann diese gegen den Naturschutz verstoßen.
Die Zieselfotos hier im Bericht sind an einem anderen Ort aufgenommen, da bei unserem Besuch am Spital keine schönes Wetter war und Ziesel bei Regen und Kälte lieber in ihrem Bau bleiben. Für den Tipp vielen Dank an Sabine Dück Wildlifefotografie. Alle Fotos wie gewohnt von Jule und Marcel.
Und noch ein paar Ziesel-Impressionen – wir haben uns beide in diese kleinen Nager verliebt.
- Europäisches Ziesel (Spermophilus citellus)
- Europäisches Ziesel (Spermophilus citellus)
- Europäisches Ziesel (Spermophilus citellus)
- Europäisches Ziesel (Spermophilus citellus)
- Europäisches Ziesel (Spermophilus citellus)
- Europäisches Ziesel (Spermophilus citellus)
- Europäisches Ziesel (Spermophilus citellus)
- Europäisches Ziesel (Spermophilus citellus)
Auch bei schönem Wetter ist es beim Heeresspital nicht einfach nahe an die Ziesel heranzukommen. Dafür gibt es hin und wieder ungewöhnlich hell gefärbte Tiere (siehe Link)
Wunderbar auf den Punkt gebracht!!!
Danke!
[…] Ihre Verbreitungsgrenze in Österreich liegt im Westen in etwa bei Wien. Sie kommen auf einigen Flächen in der Stadt vor, sind dort aber leider auch bedroht. […]
[…] der geringen Wassertemperatur keine Pflanzen und Tierarten entwickeln können. Da gibt es andere Orte in Österreich wo ein Einschreiten des Naturschutzes dringender angeraten wäre. Die Befürchtung […]