München liegt am Ende der sogenannten Münchner Schotterebene, einer in den Eiszeiten entstandene Schotterfläche mit den großen Mooren am nördlichen Ende (Erdinger Moos, Dachauer Niedermoor und Aubinger Moos). Die Ebene besteht aus drei Schotterlagen der vergangenen Eiszeiten, getrennt durch Lehmschichten der Zwischenzeiten. Südlich der großen Moose waren die Wiesen der Münchner Schotterebene eher mager und eigneten sich in grauer Vorzeit genausowenig zum Ackerbau wie die Moore. Die Wiesen wurden überwiegend zur Schafbeweidung genutzt. Heute sieht das alles ganz anders aus. Die Moore sind entwässert und durch den Kunstdünger sind die mageren Böden auch für den Ackerbau geeignet. Von der ursprünglichen Heidevegetation ist nicht mehr viel vorhanden. Einzelne Biotopflächen, wie z.B. die sehr magere Garchinger Heide mit ihren schönen Küchenschellen oder das Schwarzhölzl mit seinen Gräben für die Helm-Azur-Jungfer sind einige Beispiele, die von engagierten Bürgern erhalten werden.
Heute habe ich an einer Führung des LBV-München (spannend und interessant durchgeführt durch Frauke Lücke und Alicia Bilang) auf dem sonst nicht öffentlichen Biotop am Ackermannbogen teilgenommen. Seit Ende 2012 ist dieses Areal vom LBV von der Stadt München gepachtet, es wird aber schon seit einigen Jahren betreut. Es ist der kleine aber feine Rest des Oberwiesenfeldes und mit seiner zentralen Lage etwas sehr besonderes. Aber nicht nur die Lage ist etwas besonderes auch die Bewohner sind interessant und in einem Fall sogar etwas ganz seltenes.
Neben den unzähligen Heide- und Magerrasenpflanzen, so z.B. dem unscheinbaren Schweizer Moosfarn oder dem scharfen Mauerpfeffer ist dieses Areal die Heimat einer recht großen Population des Idas-Silberfleck-Bläulings (Plebejus idas). In Deutschland auf der Roten Liste 2 (stark gefährdet) so z.B. auch in Bayern und Sachsen-Anhalt in Baden-Württemberg und Niedersachsen Rote Liste Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht). Vereinzelte Vorkommen gibt es noch in Sachsen.
Der Bläuling hat eine sehr starke Bindung an Ameisen, z.B. an den im Biotop reichhaltig vorkommenden Sklavenameisen. Dieses Verhalten bezeichnet man als Myrmekophilie. Die Raupe verpuppt sich im Ameisenbau und scheint so geschützt zu sein.
Die Sklavenameisen heißen Sklavenameisen weil sie von Skalvenhalterameisen versklavt werden. Sklavenhalterameisen sind Raubameisen, die sich andere Ameisen als Sklaven für den Bau ihrer Kolonien halten. Diese Raubameisen sind zum Teil nämlich nicht mehr in der Lage eigene Bauten zu erschaffen.
Bläulinge waren aufgrund der schlechten Witterung noch nicht viele vor Ort, Ameisen dafür umso mehr. Auch war die Pflanzenwelt noch weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Aber es gibt noch zwei weitere Termine, wenn man dieses Kleinod besichtigen möchte:
Dienstag, 25. Juni 2013 und Mittwoch, 17. Juli 2013
Mehr Informationen gibt es bei Information: Frauke Lücke, Tel. 089 / 200 270 81, E-Mail f-luecke@lbv.de
Wer nicht solang warten möchte und trotzdem ein Biotop kennenlernen und ein paar Schmetterlinge sehen mag, dem sei der Naturkundliche Spaziergang auf der Alten Kiestrasse ans Herz gelegt. Am Samstag, 8. Juni 2013 um 14:00.
Richtig interessant!!!
[…] ← Im Reich des Idas-Bläulings oder das Leid der Sklavenameise […]
[…] interessanter Biotopflächen. So habe ich hier im Blog u.a. schon über das wunderbare Biotop am Ackermannbogen (Nächste Führung am 25.06.) und die alte Kiestrasse in Allach-Untermenzing berichtet. Diese […]
[…] Schmetterlingsart. Myrmekophilie ist die Bindung an eine Ameisenart und ist bei Bläulingen öfter anzutreffen. Der Dunkle-Wiesenknopf-Ameisenbläuling benötigt für seine weitere Entwicklung die Rote […]
Wahsninnig spannend geschrieben.
Und das mit den Sklavenhalterameisen ist ja fast ein bisschen gruselig.
Die Bilder sind wieder mal so wunderschön.
Dieses Blog ist echt genial!!
Ich glaub mich werdet ihr so schnell nicht wieder los. 🙂
Liebe Grüße,
Stefanie
Danke 🙂 Das freut mich/uns natürlich ungemein.
LG
Marcel
[…] war ursprünglich Teil der großen Moorgebiete, die sich an den nördlichen Rand der Münchner Schotterebene anschlossen. Die Schotterschichten der Ebene und die darunter liegenden wasserundurchlässigen […]
[…] (Marcel) habe an zwei Führungen des LBV zu Biotopen teilgenommen. Einmal dem Biotop am Ackermann-Bogen und dann an der alten Kiestrasse. Das Biotop am Ackermann-Bogen ist Wohnort des Plebejus idas, des […]
[…] man Brutvögel stört. So hatten wir das Glück tiefer ins Wasenmoor zu gelangen oder ich habe an Führungen vom LBV teilgenommen und dabei auch noch etwas gelernt. Bei Fragen zu einzelnen Biotopen und […]