Ist meine Begeisterung für Natur und Fotografie schon eine Leidenschaft? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht so genau. Ich fotografiere eigentlich schon recht lange – angefangen habe ich als Kind mit der Kamera von meinem Vater (der eher weniger fotografiert hat, mein Großvater dafür wohl umso mehr, leider habe ich ihn nie kennengelernt).
Von meinem ersten selbst verdienten Geld als Teenager habe ich mir meine erste eigene Spiegelreflexkamera gekauft. Einen Pentaxnachbau. Damals noch ohne Autofokus und ohne Motor. Alles schön analog. Irgendwann habe ich dann auch die Fotos selber entwickelt, im Fotolabor des Jugendzentrums und habe nebenher als „rasender“ Lokalreporter Fotos für ein Anzeigenblättchen gemacht. Es hat einen nicht reich gemacht aber die Erkenntnis gebracht, das ich nicht Journalist werden möchte. Die Idee Fotograf zu werden hatte ich schon früher verworfen – mit Passbildern oder Familienfotos wollte ich nicht mein Geld verdienen.
Aber ich habe viel in den sozialen Bewegungen Anfang der 90er Jahre fotografiert, keine Demonstration ohne meine fotografische Begleitung. Viele kalte Nächte im Wendland bei Antiatomprotesten und Actionreportagen bei den Chaostagen in Hannover prägten mein damaliges fotografisches Repertoire. Die Kamera hat es überlebt, auch wenn sie den einen und anderen Polizeiknüppel zu spüren bekommen hat.
Irgendwann sind dann Deppen in „meine“ Dunkelkammer eingebrochen und haben die Chemikalien ausgekippt und alle Kartons mit meinem guten sozialistischen Tschechoslowakischen (und damit günstigen) Fotopapier geöffnet und überall im Keller verteilt. Das hat mir die Lust am Fotografieren erstmal nachhaltig verdorben.
Mit dem neuen Jahrtausend kam dann die erste Digitalkamera in meinen Besitz. Keine Spiegelreflex sondern eine einfache Knipse – was damals auch schon eine tolle Sache war. Es reichte mir. dazu noch ein bisschen Video – was mir aber gar nicht liegt, da Film nicht mein Medium war und ist.
Dann kam das Tauchen und selbst bei meinem ersten Tauchgang im Pool war die Kamera mit dabei. Für Tauchlehrer ein Graus und für die Guides im Urlaub noch mehr. Aber mir hat es geholfen schnell die Tarierung – das regungslose Schweben – im Wasser zu meistern. Denn wer nicht still hält, der kann keine Fotos machen.
Die ersten Fotos im Wasser waren eine Katastrophe – blaustichig, verwackelt und die Fische immer von hinten. Aber ist jemals ein Meister vom Himmel gefallen? Nein.
Und 2008 in Mexico, im wunderschönen Südkalifornien, ärgerte es mich, dass ich keinen „ordentlichen“ Fotoapparat für die Landschaftsfotografie dabei hatte. Nach dem Urlaub war es dann soweit und ich tigerte in den nächsten Saturn und schaute mir alle preiswerteren Spiegelreflexkameras an – ich war mir noch nicht sicher ob ich wieder mehr in die Fotografie einsteigen sollte. Meine Wahl fiel deswegen auf eine Canon 450D. Und so begann die Wiedergeburt einer Leidenschaft. Recht bald folgte ein Unterwassergehäuse und das erste Makroobjektiv – ein 60er für Unterwasser. Und dann das erste 100er für an Land. Man musste ja zwischen den Tauchurlauben in Übung bleiben. Und irgendwann folgte die zweite Kamera, ein 7D. Und noch mehr Zubehör. Die Kamera war eigentlich immer dabei – und die Zeit, die mit Fotografieren in der Natur verbracht wurde stieg immer weiter an. Nun ist es so, dass wir – meine liebste Frau Jule ist immer an meiner Seite und ebenfalls mit Kamera ausgerüstet – eigentlich jede freie Minute in der Natur verbringen. Unsere Urlaube gehen zu den Walhaien Mexicos, den Haien Palaus oder den Walen Tongas aber genauso zur Vogelbeobachtung nach Portugal oder Italien und heute im Frühherbst sogar zu den Bären des Balkans. In unserer Freizeit stapfen wir durch die Moore Bayerns, immer auf der Suche nach einer frisch geschlüpften Libelle oder einen seltenen Schmetterling. Dann wird auch schon mal 300km gefahren um eine seltene Art zu beobachten.
Wenn der Schnee schmilzt freuen wir uns auf die Kröten und Frösche, die die Teiche langsam wieder besiedeln. Regelmäßig werden die Wiesen abgesucht ob der erste Bläuling schon da ist. Sind Ziesel und Murmeltier schon aus dem Winterschlaf erwacht, brüten die Haubentaucher wieder am See und ganz wichtig, gibt es Eulenbabys.
Alles wird im Bild festgehalten. Ich frage mich nur, ist die Leidenschaft hier die Liebe zur Natur oder ist die Leidenschaft die Fotografie. Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, ob man es trennen kann oder trennen sollte. Ich kann mir ein Leben ohne Naturfotografie und ohne die Einsamkeit der Moore und ohne das Blau der Ozeane schwer vorstellen.
Und nein, ich möchte niemals damit Geld verdienen. Die Freiheit es tun und lassen zu können erhöht noch den Genuss, den es mir bereitet.
Dieser Beitrag erscheint im Rahmen der Blogparade Leidenschaft der Ironblogger München. Weiter geht es mit Irene vom Max-Vorstadt-Blog und dem tollen Wiesenschaumkraut.
[…] Gestern hat sich Marcel Gierth ebenfalls dem Thema Natur und Fotografie gewidmet, er zeigt Tierfotos, darunter seine geliebten Eulen. Morgen geht es dann bei Daniela Heggmaier weiter, hier darf man […]