Tagebau bei Nacht

Tagebau bei Nacht

Wenn man an Nordrhein-Westfalen denkt, dann fällt einem recht schnell das Ruhrgebiet und der Bergbau ein. Dem Fotografen und Touristen steht es dann frei diverse alte und stillgelegte Zechen und andere Industriedenkmäler zu besichtigen. Dies ist aber dann das alte, das historische, das tote NRW. Bestimmt auch interessant und zur Befriedigung der Nostalgiebedürfnisse vergleichbar mit einer Fahrt mit einem von einer Dampflok gezogenen Zug.

Tagebau Garzweiler Panorama

Tagebau Garzweiler Panorama

Dies war genau das, was ich nicht wollte. Erinnerungen an qualmende Schlote habe ich aus meiner Kindheit in NRW noch gespeichert, diesen toten Gaul muss ich nun nicht auch noch fotografisch reiten. Aber als Enkel der Bergarbeiterkultur finde ich es schon passend eine andere, noch praktizierte Form des “Mining” fotografisch festzuhalten. Nicht den Bergbau unter Tage sondern den Tagebau.

Baggerfahrer Willibald wäre stolz auf so einen Bagger

Baggerfahrer Willibald wäre stolz auf so einen Bagger

Tagebau ist die offensichtliche Form der Rohstoffgewinnung. Nichts findet versteckt im Berg statt, nichts in dunklen Stollen. Alles ist ersichtlich. Die Maschinen, der Dreck, der Lärm und die gewaltige Landschaftsvernichtung.

Tagebau bei Nacht

Tagebau bei Nacht

Die Bagger und Absetzer (die Maschinen, die den Abraum verkippen) arbeiten rund um die Uhr. Der Energiehunger pausiert nicht. Es muss Braunkohle gewonnen werden. Per Förderbänder gelangen sie zu den Kraftwerken Frimmersdorf und Neurath.

Absetzer in Garzweiler

Absetzer in Garzweiler

Für die Menschen vor Ort ist der Tagebau einerseits eine Katastrophe, da sie ihre Heimat verlieren aber mit der Entschädigung konnten sie sich neue Häuser bauen. Wir haben mit menschen vor Ort gesprochen, die am Rande des Tagebaus wohnen und die wären lieber “weggebaggert” worden. Denn dann hätte es Geld für eine neue Zukunft gegeben. So leben sie neben einem lauten – auch nächtens hörbaren  – und verdammt dreckigen Loch.

Bagger im Pausemodus

Bagger im Pausemodus

Auch wenn das Ganze ökologisch mehr als fragwürdig ist, ist es vom fotografischen Aspekt sehr interessant. Wenn man in der Nähe ist, dann sollte man sich dieses Loch mit seinen riesigen Maschinen unbedingt anschauen.

Absetzer in Garzweiler

Absetzer in Garzweiler

Die Garzweiler Grube hat schon eine lange Vorgeschichte bis ins 19. Jahrhundert und ist mit der Zeit immer größer geworden. Der Abbau bei Garzweiler II ist ursprünglich bis ins Jahr 2044 geplant. Ob dies auch erfolgt ist mehr als fraglich. Braunkohleverstromung ist momentan politisch nicht unbedingt die angesehenste Form der Energiegewinnung. Nur Kernenergie ist wohl unbeliebter.

Braunkohletagebau Garzweiler

Braunkohletagebau Garzweiler

Insgesamt werden die Braunkohlereserven von Garzweiler auf 1,3 Milliarden Tonnen Kohle geschätzt.  Die Braunkohle aus der Niederrheinischen Bucht deckt momentan 15% des deutschen Strombedarfs ist also nicht ganz so unbedeutend.

Bodo baggert noch...

Bodo baggert noch…

Das ganze Szenario übt eine leicht gruselige Faszination aus. Beeindruckende Maschinen und unglaubliche Naturzerstörung.

Tagebau bei Nacht

Tagebau bei Nacht

Im Anschluss an den Tagebau soll das Loch größtenteils mit Wasser verfüllt werden. Es entsteht dann innerhalb von 40 Jahren ein See mit 185 Meter Tiefe und einer Fläche von 23 Quadratkilometern. Auch wieder gigantisch.  Wenn sie nett sind, dann fluten sie einen Bagger, dann hätten wir Taucher auch unseren Spaß.

Kraftwerke im Hintergrund

Kraftwerke im Hintergrund

Und nun noch ein paar Impressionen von Deutschlands größtem Loch. Teilweise sind die Nachtaufnahmen leicht unscharf, da die Absetzer  sich langsam bewegen. Was man aber vor Ort nachts nicht sieht und man wundert sich. Aber wenn man mehrere Bilder vergleicht, dann sieht man, das sich das vordere Förderband dreht.