Grünaugen Tanzgarnele

Grünaugen Tanzgarnele

Wir sind beide absolute Nachttauchgangs-Süchtige. Wir würden wohl einen Nachttauchgang immer einem normalen Tauchgang vorziehen. Ein Nachttauchgang im Meer ist, trotz aller Routine, immer etwas aufregender als ein normaler Tauchgang. So weiß man nie, was aus der Dunkelheit auftaucht. Manchmal erschrickt man über einen großen Fisch, der urplötzlich hinter einem im Dunkel erscheint. Die aufregendsten Tauchgänge bei Nacht hatten wir auf den Malediven. Dort hatten wir in einer Nacht viele jagende Haie.

Pyjama Chromodoris

Pyjama Chromodoris frontal Ansicht

Haie gibt es im Roten Meer leider nicht mehr so viele, selbst bei Nachttauchgängen gibt es kaum Schreckmomente, außer vielleicht einer großen Makrele, die einmal Hai sagen möchte.

Fisch bei Nacht

Fisch bei Nacht sagt Hai

Das tolle an Nachttauchgängen ist aber auch die extreme Isolierung der Sinne. Man schwebt im absoluten Dunkel und nur im schwachen Schein der Lampe kann man etwas sehen – wir haben nur schwache Lampen zum fokussieren beim Fotografieren, hellere Lampen stören die Lebewesen nur. Wenn ich ein taghell erleuchtetes Riff möchte, dann gehe ich doch lieber am Tage tauchen.

Pyjama Chromodoris

Pyjama Chromodoris

Und  damit kommen wir zum nächsten Punkt, warum wir Nachttauchgänge lieben. Es sind die Kreaturen der Nacht, die sich dann zeigen.  Garnelen, Krebse, Nacktschnecken, Seesterne und Seeigel kommen nun aus ihren Verstecken und fressen, jagen Plankton und suchen ihre Partner zur Paarung.

Spanische Tänzerin - Hexabranchus sanguineus

Spanische Tänzerin – Hexabranchus sanguineus

Das Problem ist, dass viele Tauchbasen das Nachttauchen sehr stark reglementieren. Das ist besonders bei den reinen Gelegenheitstaucher-Tauchbasen am Roten Meer der Fall. Es macht den Basen mehr Arbeit und die meisten normalen Taucher machen kaum bis keine Nachttauchgänge. Bei den Basen die viele Fotografen als Kunden haben, wie dem Occelaris in Batangas, ist das natürlich anders. Die Critter-Verrückten wollen jede Nacht ins Wasser und die unmöglichsten Kreaturen finden.

Spinnenkrabbe

Spinnenkrabbe

Am Roten Meer hatten wir bisher nur bei den Camps von Red Sea Diving Safari (Reisebericht von unserem Besuch in Marsa Shagra 2011, zum lesen hier klicken) die Möglichkeit jede Nacht zu tauchen. Doch mit dem Seaworld Diving Center im Three Corners Sea Beach Resort haben wir nun endlich eine zweite Basis am Roten Meer, die jeden Tag Nachttauchgänge ermöglicht.

Korallenkrabbe

Korallenkrabbe

Und dann auch noch so unkompliziert. Man muss nicht bei Dämmerung rein, sondern kann die Tauchgänge bei Dunkelheit beginnen, was bei vielen Basen nicht selbstverständlich ist.  Man vereinbart einfach eine Uhrzeit und geht dann zur Basis und das ganze Tauchgerödel ist schon vorbereitet und wird zum Einstieg transportiert. Man muss nur noch seinen Anzug anziehen, zum Steg gehen und das Equipment anlegen und ins Wasser springen. Eine Zeitbegrenzung für den Tauchgang gibt es auch nicht. Das ist ebenfalls nicht selbstverständlich.

Drachenkopf

Drachenkopf

Neben diesen guten Service der Basis ist das Hausriff auch noch besonders artenreich.  An einem Tauchgang haben wir drei Spanische Tänzerinnen, eine besonders spektakuläre, große und seltene Nachtschnecke.  Beim ersten Nachttauchgang hatten wir eine Sichtung dieser Schnecke, am letzten Tauchgang dann drei auf einmal.

Spanische Tänzerin - Hexabranchus sanguineus

Spanische Tänzerin – Hexabranchus sanguineus

Spanische Tänzerinnen heissen so, weil sie aussehen können als hätten sie ein rotes Flamenco-Kleid an. Insbesondere wenn sie schwimmen, aber auch im sitzenden Zustand können sie sehr groß und tanzend wirken, wenn ihre Ränder in der Strömung wabern.

Spanische Tänzerin - Hexabranchus sanguineus

Spanische Tänzerin – Hexabranchus sanguineus

Aber auch die nicht so auffälligen Verwandten haben wir nachts angetroffen, immer auf demselben Schwamm weidend. Eine Warzenschnecke. Links sind die Fühler des Nacktkiemers zu sehen.

Warzenschnecke

Warzenschnecke

Neben den Nacktschnecken haben wir auch verschieden Garnelen, Krebse und Krabben beobachten können. Besonders toll sind die verschiedenen Spinnenkrabben und ihre Tarnungen.

Langhorn Spinnenkrabbe

Langhorn Spinnenkrabbe auf Feuerkoralle

Neben den Spinnenkrabben leben auf Feuerkorallen auch Springkrebse. Wobei ich mich frage wie man auf diesen teuflisch brennenden Korallen leben kann. Wer die einmal aus Versehen berührt, der weiss wieso sie Feuerkorallen heissen.

Rotmeer Springkrebs

Rotmeer Springkrebs

Über einen besonderen Bewohner freuen wir uns immer wieder. Es handelt sich dabei um die Federstern-Krabbe. Sie lebt in der Mitte eines Federsterns und hat sich farblich an ihren Stern angepasst. Es ist nicht leicht sie zu fotografieren, da der Federstern sehr sensibel auf Licht und Wasserbewegung reagiert und sich zusammenrollt und die Krabbe dann versteckt ist.

Federstern-Krabbe in ihrem Federstern

Federstern-Krabbe in ihrem Federstern

Neben Schnecken, Krabben und Krebsen trifft man nachts auch noch andere Meeresbewohner. So z.B. Seeigel. Davon gibt es die langweiligeren schwarzen aber auch interessantere und seltene Arten wie z.b. den Rousseaus Seeigel (Microcyphus Rousseaui).

Rousseaus Seeigel (Microcyphus Rousseaui)

Rousseaus Seeigel (Microcyphus Rousseaui)

Und auch eine Sepia wohnt im Hausriff und hat sich uns auf zwei Nachttauchgängen gezeigt. Leider mag sie uns Fotografen nicht sonderlich gerne. Was sie dazu veranlasste sich als Stein zu tarnen.

Sepia tarnt sich als Stein

Sepia tarnt sich als Stein

Seesterne sind an dem Hausriff nicht so häufig gewesen. Dafür aber ein sehr schöner nachtaktiver roter getupfter Ghardaqa Seestern.

Ghardaqa Seestern

Ghardaqa Seestern

Auch ohne Haie sind Nachttauchgänge immer spannend, wenn man sich für die kleinen und skurrilen Lebewesen interessiert und wenn man sich die Zeit nimmt in alle Spalten und in alle Korallen zu schauen. Wer nachts mit Vollgas durchs Riff pflügt, dem wird sich der Spaß an dieser Art von Tauchgängen nicht erschliessen, denn er wird die meisten Lebewesen nicht sehen.

Schlafender Maskenkugelfisch

Schlafender Maskenkugelfisch

Wie immer alle Fotos von Jule und Marcel, dessen Kamera hier noch nicht geflutet war. Cameras Canon 7D und Canon 5D3 jeweils im Ikelite Gehäuse mit Ikelite Blitz.

Spanische Tänzerin - Hexabranchus sanguineus

Spanische Tänzerin – Hexabranchus sanguineus

Ein ausführlicher Reisebericht wird noch folgen.

Spanische Tänzerin - Hexabranchus sanguineus

Spanische Tänzerin – Hexabranchus sanguineus