Sympetrum depressiusculum

Sympetrum depressiusculum

Nachdem ich regelmäßig über die Gebänderte Heidelibelle Sympetrum pedemontanum  geschrieben habe, möchte ich diesen Blogeintrag nun ihrer in Bayern viel selteneren Schwesternart, der Sumpf-Heidelibelle widmen.

Sympetrum depressiusculum

Sympetrum depressiusculum

Die Sumpf-Heidelibelle Sympetrum depressiusculum hat ihren deutschen Namen nach ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet. Im Englischen wird sie spotted darter nach ihren seitlichen schwarzen Flecken auf dem Hinterleib und im amerikanischen marshland darter nach ihrem Verbreitungsgebiet (Marschland / Sumpf) bezeichnet. Der wissenschaftliche Name beschreibt den abgeflachten Hinterleib.

Sympetrum depressiusculum

Sympetrum depressiusculum

Sie gehört zu den europäischen Heidelibellen mit schwarzen Beinen und kann dadurch mit der Blutroten Heidelibelle Sympetrum sangineum verwechselt werden. Dieser fehlen aber die charakteristischen schwarzen Flecken und ihr Hinterleib ist keulenförmiger.

Sympetrum depressiusculum

Sympetrum depressiusculum

Die Flügel der Sumpf-Heidelbelle können einen leicht goldigen Schimmer haben, der je nach Lichteinfall mehr oder weniger auffällig ist. Sie gehört wie die Schwarze Heidelibelle Sympetrum danae und der Gebänderten Heidelibelle Sympetrum pedemontanum zu den kleineren Arten.

Verbreitung

Die Verbreitung reicht vom Atlantik bis zum Pazifik einmal quer über die Nordhalbkugel. Sie kommt in ihrem ganzen Verbreitungsgebiet aber immer nur lokal vor. In Deutschland reicht die Verbreitung nordwärts bis Niedersachen, der Verbreitungsschwerpunkt liegt aber in Bayern und Brandenburg.

Sympetrum depressiusculum

Sympetrum depressiusculum

Trotzdem gehört sie in Bayern zu den seltenen Arten und laut Bönisch liegen die Verbreitungsschwerpunkte in „den Weiherreichen Landschaften Nordbayerns“ und in „Südbayern (…) zerstreut im Voralpinen Hügel- und Moorland.“ (Libellen in Bayern, 1998) In weiten Teilen Deutschlands und Bayerns kommt diese Art nicht (mehr) vor.

Sympetrum depressiusculum

Sympetrum depressiusculum

Der Lebensraum

Ursprünglich war diese Art wohl in den Flussauen und den Verlandungszonen großer Seen beheimatet (Widemuth, Martens, 2014). Dort wurden die Bereiche besiedelt, die im Frühjahr und Frühsommer überflutet waren und ansonsten trocken gefallen sind. Durch Begradigung der Flüsse,Trockenlegung der Sümpfe und Regulierung der Wasserstände sind diese ursprünglichen Habitate selten geworden.

Sympetrum depressiusculum

Sympetrum depressiusculum

Es haben sich aber stellenweise Ersatzhabitate gefunden, so sind Teiche für die traditionelle Karpfenzucht mit nur im Frühjahr bewässerten Teichen für die Jungkarpfen ein ideales Ausweichgebiet. In Südeuropa ist die Art auf den Reisfeldern sehr präsent. In Südbayern kommt sie noch in den Niedermoorgebieten der großen Seebecken und Flusstälern des voralpinen Hügellandes vor.

Sympetrum depressiusculum

Sympetrum depressiusculum

Die Populationsgröße schwankt stark mit dem Ausmaß der Überflutungen im Frühjahr. Es kann dabei zu Massenvermehrungen kommen. Dank der sehr kurzen Entwicklungszeit der Larven reicht eine kurzzeitige Überflutung aus um vom Ei zur Imago zu kommen. Die Arten mit langer Larvalentwicklung überleben nicht.

Sympetrum depressiusculum

Sympetrum depressiusculum

Lebensweise

Die Männchen der Sumpfheidelibelle sind im Sommer rechte Frühaufsteher, denn ihre Flugaktivitäten beginnen schon ab 14°C. Dies nutzen sie um die noch schlafenden Weibchen mit ihren Hinterleibsanhängen zu greifen. Die Paarung findet aber erst gegen Mittag statt. Solang bleiben die Paare im Tandem. Die Paarung selber dauert dann zwischen 7 und 25 Minuten. Die Eiablage findet im direkten Anschluss im Tandemflug im offenen Wasser oder lichten Röhricht statt (Widemuth, Martens, 2014).

Sympetrum depressiusculum

Sympetrum depressiusculum

Die Eier können auch bei Trockenheit überleben und ihre Diapause dauert bis zur Überspülung im nächsten Frühjahr. Dann schlüpft die Larve aus dem Ei. Die Larvenzeit dauert nur 6-8 Wochen. Dadurch hat sie einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Arten und teilt sich das Habitat oft mit Sympetrum pedemontanum, der Gebänderten Heidelibelle.

Sympetrum depressiusculum

Sympetrum depressiusculum

Die Flugzeit der Imagines beginnt in der zweiten Junihälfte und endet Ende September. Dies gilt auch in Bayern, wo aber auch schon Exemplare im November bei der Eiblage beobachtet werden konnten (Jodicke 1991 zitiert in Libellen in Bayern, 1998). In Bayern liegen die meisten Funde zwischen 300m und 500m. Der höchste Fundort liegt aber bei knapp über 1000m (Libellen in Bayern, 1998).

Sympetrum depressiusculum

Sympetrum depressiusculum

Gefährdung

In Deutschland und Österreich gilt sie als vom Aussterben bedroht und hat den Status 1 auf der Roten Liste. In Bayern ist sie leider seit 2003 auch als vom Aussterben bedroht eingestuft.

Sympetrum depressiusculum

Sympetrum depressiusculum

Der Rückgang der Art liegt im Verschwinden ihrer Lebensräume begründet. Durch Begradigungen von Flüssen, Grundwasserabsenkungen und Trockenlegung von Feuchtgebieten verschwanden nach und nach immer mehr temporär überschwemmte Flächen. Überdüngungen von Feldern und Wiesen ließen immer mehr hochwachsende Röhrrichtarten und veränderten so die alten Habitate. Auch die Sekundärhabitate der traditionellen Karpfenzucht sind im Rückgang begriffen.

Schwesternart im selben Habitat Sympetrum pedemontanum - Gebänderte Heidelibelle

Schwesternart im selben Habitat Sympetrum pedemontanum – Gebänderte Heidelibelle

Ende

Umso mehr freuen wir uns ein paar Exemplare zusammen mit ihrer Schwesternart am Schlafplatz beobachten haben zu können. Alle Fotos wie immer von Jule und Marcel.

Ein tapferer Zünsler im Libellengebiet

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