Sympetrum depressiusculum - Sumpf Heidelibellen

Sympetrum depressiusculum – Sumpf Heidelibellen

Im deutschsprachigen Raum kommen neun Arten der Gattung Heidelibelle vor. Weltweit sind es momentan 63 Arten – und die Diskussionen wer dazugehören darf und wer nicht oder wer überhaupt eine eigene Art ist, ist wie in vielen Bereichen der Biologie auch hier noch nicht abgeschlossen (Dijkstra 2012).

Die Gattung der Heidelibellen gehört zu den Segellibellen (Libellulidae) und damit gehören sie zu der mit knapp 1000 Arten artenreichsten Familie der Grosslibellen – sie sind sozusagen Mitglieder einer echte Großfamilie. Der wissenschaftliche Gattungsname der Heidelibellen ist Sympetrum und wurde ihnen vom englischen Entomologen und Biologen Edward Newman gegeben.

Die Heide blüht im Eglinger Filz

Die Heide blüht im Eglinger Filz

Er setzt sich aus dem griechischen sympiezein [zusammendrücken] und ētron [Unterleib~Abdomen] zusammen. (Fliedner 2006). Also zusammengedrückter Hinterleib. Die deutsche Benennung erfolgte durch den Dichter und Naturforscher Herrman Löns 1919. Er hat sie nach dem von ihm beobachteten Aufenthaltsort, der Heide, benannt, dies trifft aber nicht auf alle Arten zu, aber sie fliegen zur Blütezeit der Heide und somit passt es wieder. Die deutsche Benennung ist die somit nicht besser als die wissenschaftliche, denn auch dort wird eine Verallgemeinerung getroffen, die nicht gilt. Nicht alle Sympetrum-Arten haben einen zusammengedrückten Hinterleib. Im Englischen werden sie als darter oder im amerikanischen als meadowhawk bezeichnet. Ein dart ist ein Pfeil / Speer und ein darter ein Speerwerfer. Es scheint sich also auf die Form zu beziehen. Meadowhawk wäre ein Wiesenhabicht.

Sympetrum danae - Schwarze Heidelibelle

Sympetrum danae – Schwarze Heidelibelle

Alle reifen Männchen der Heidelibellen sind orange-rot bis rot und haben mehr oder weniger ausgeprägte schwarze Flecken. Die Ausnahme bildet hier die Schwarze Heidelibelle Sympetrum danae, die – wie ihr Name sagt – schwarz ist.
Junge Männchen und Weibchen der Heidelibellen sind gelb bis olivbraun (Wildermuth, Hansruedi, und Andreas Martens, 2013).

Die Habitate der Heidelibellen sind sehr verschieden, sie reichen von Flussauen über Überflutete Wiesen und Seggensümpfe bis ins Moor. So kann es z.B. bei Hochwassern immer wieder zu Neuansiedlungen und Verstärkten Auftreten auch an Begradigten Flüssen wie dem Inn kommen (Reichholf, 2006). Einige Arten neigen zu Wanderungen und auch zur Schwarmbildung während andere nur lokal vorkommen. Aber Wanderungen in Europa sind selten geworden.

Sympetrum pedemontanum

Sympetrum pedemontanum

Die Vorstellung der einzelnen Arten erfolgt nach der Häufigkeit ihres Vorkommens in Bayern. Als Quelle dient hierzu Kuhn und Burbach. “Libellen in Bayern. Begonnen wird mit am stärksten verbreiteten Art.

Die Gemeine Heidelibelle – Sympetrum vulgatum (Linnaeus 1758)

Wer schonmal Heidelibellen gesehen hat, der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eine Gemeine Heidelibelle gesehen haben. Ihr wissenschaftlicher und auch ihr deutscher Name deuten darauf hin, dass sie nicht selten ist. Gemein und vulgatum stehen hier wie immer in der Biologie für verbreitet, allgemein bekannt (Fliedner 2006) und nicht für fies und hinterhältig.

Sympetrum vulgatum

Sympetrum vulgatum

Dies ist natürlich ein stark mitteleuropäisch geprägte Sichtweise, denn an anderen Orten der Welt gilt sie nicht. Dort kommt sie selten oder gar nicht vor und von bekannt kann auch nicht die Rede sein. Schon im Englischen wird sie nur noch als vagrant darter, d.h. vagabundierende Heidelibelle bezeichnet. In England kommt sie nämlich nur als Besucher vor.

Sympetrum vulgatum

Sympetrum vulgatum

Im Allgemeinen ist die Art aber nicht wanderfreudig, nur im Zuge von Wanderungen anderer Arten kann es vorkommen, dass einzelne Individuen sich dem Zug anschliessen. (British Wildlife Publishing, 2006.) Das Verhalten ist uns ja von Hobbits bekannt. Auch diese wandern nicht gerne. (Tolkien, John Ronald Reuel, dt. Übersetzung 2002)

Die Verbreitung der Gemeinen Heidelibelle reicht von Zentraleuropa über die gemäßigten Zonen Asiens bis zum Oblast Sachalin. (British Wildlife Publishing, 2006.)

Gemeine Heidelibelle mit Milben

Gemeine Heidelibelle mit Milben

Sie fliegt in den Monaten Juni bis Ende Oktober, kann aber auch schon im Mai und noch im November gesichtet werden.

Wo trifft man diese Libelle am ehesten an?

In Bayern (Libellen in Bayern, 1998) und Österreich (Mayer 1961)   ist sie die häufigste Heidelibelle und”besiedelt stehende Gewässer aller Art, insbesondere Teiche.” (R. Schreiber, Libellen in Bayern, 1998) und laut Peters (1989) auch langsam fliessende Gewässer. Also kann man sie beinahe überall antreffen. Da sie auch häufig an Baggerseen und Kiesgruben anzutreffen ist kann man sie im Sommer beim Badeausflug mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit beobachten.

Dietersheimer Brenne, sympetrum vulgatum

Dietersheimer Brenne, sympetrum vulgatum

Bestimmung

Um sie sicher zu bestimmen muss man ihr nur in die Augen und auf die Beine schauen. Die Beine sollten nicht komplett schwarz sein sondern einen hellen Streifen haben. Das unterscheidet sie von der Blutroten Heidelibelle. An den Augen läuft an der Seite ein schwarzer Strich herab. Dieser unterscheidet sie von der Großen Heidelibelle. Mit den anderen Arten kann sie im deutschsprachigen Raum nicht verwechselt werden.

Blutrote Heidelibelle Sympetrum sangineum (Müller 1764)

Nun kommen wir zur bayrischen Silbermedaillen-Gewinnerin, der Blutroten Heidelibelle. Mit nur leicht weniger Fundorten als die Gemeine Heidelibelle. Der deutsche Name bezeichnet ganz einfach das Aussehen der reifen Männchen. Sie sind knall rot, auch im Gesicht. Auch der wissenschaftliche Name bedeutet nichts anderes das lateinische sanguineus bedeutet blutrot oder blutig (Pons, online). Mit ruddy darter passt dann auch die Englische Benennung.

Sympetrum sanguineum - Blutrote Heidelibelle

Sympetrum sanguineum – Blutrote Heidelibelle

Sie kommt in fast ganz Europa vor, diesmal inkl. England und die Verbreitung reicht bis zum Baikal. Wenn andere wandern, dann wandert sie auch mal mit. (British Wildlife Publishing, 2006.) Sie fliegt früher als die Gemeine Heidelibelle, ihre Flugzeit beginnt im Mai und endet im September, vereinzelt noch bis in den Oktober.

Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) i

Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) i

Wo trifft man diese Libelle am ehesten an?

Sie besiedelt die Verlandungszonen offener Gewässer aber auch (seltener) langsam fliessende Gewässer. In Bayern ist sie am ehesten an Teichen und Weihern anzutreffen, dort benötigt  sie eine strukturreiche Verlandungszone. (R. Schreiber in Libellen in Bayern, 1998).

Sympetrum sanguineum - Blutrote Heidelibelle

Sympetrum sanguineum – Blutrote Heidelibelle

Bestimmung

Eine knallrote Libelle mit schwarzen Beinen wird höchstwahrscheinlich eine Blutrote Heidelibelle sein. Daneben ist der Hinterleib stark keulenförmig geformt. Die Unterkannte des Hinterleibs ist durchgehend schwarz (Glitz 2012).

Große Heidelibelle Sympetrum striolatum (Charpentier, 1840)

Nun kommen wir zur Bayrischen Bronze Medaille, der Großen Heidelibelle. Sie kommt mit Abstand seltener vor als die beiden erstplatzierten.
Ihr deutscher Name wurde ihr von Hans Schiemenz gegeben und bezieht sich darauf, dass sie von allen einheimischen Heidelibellen am größten werden kann (Schiemenz 1953).  Der wissenschaftliche Name leitet sich wohl vom lateinischen striatus, gestreift ab (Pons, online) und bezieht sich auf die gelbliche Färbung auf den Thorax  Seiten. Die englische Bezeichnung ist common darter, also gemeine Heidelibelle. Sie ist in England folglich recht häufig.

Sympetrum striolatum

Sympetrum striolatum

Sie kommt in ganz Europa vor, nimmt aber nach Nord Osten hin ab und wird dort im Verhältnis zu S. vulgatum seltener (British Wildlife Publishing, 2006). Sie ist sehr wanderfreudig und kann auch Schwärme bilden.

Im Mittelmeerraum ist sie ganzjährig anzutreffen (ebenda) und bei uns ab Juni, eher Juli bis September und vereinzelt bis November.

Große Heidelibelle - Sympetrum striolatum

Große Heidelibelle – Sympetrum striolatum

Wo trifft man diese Libelle am ehesten an?

Sie bevorzugt schlammige Stillgewässer mit Uferbereichen ohne Hohe Vegetation, da sie die Sonne liebt. In Bayern trifft man sie am ehesten an Weihern, Kiesgruben und Baggerseen an (K. Frobel in Libellen in Bayern, 1998).

Sympetrum striolatum

Sympetrum striolatum

Bestimmung

Die Große Heidelibelle ist wieder eine Art mit gelben Strichen auf den schwarzen Beinen. Um sie nun von der Gemeinen Heidelibelle zu unterscheiden hilft wieder ein Blick in die Augen, sie hat im Gegensatz zu ihrer Schwesterart KEINEN schwarzen Strich an ihrer Augenseite herablaufen.  Außerdem können die namensgebenden gelben Fleckern auf der Seite noch hilfreich sein (British Wildlife Publishing, 2006 , Glitz 2012).

Schwarze Heidelibelle Sympetrum danae (Sulzer 1776)

Nun kommen wir zur einzigen nicht roten Heidelibelle Europas. Sie ist, wie ihr passender deutsche Name schon sagt schwarz, die Engländer drücken sich genauso präzise aus und nennen sie black darter / meadowhawk. Den wissenschaftlichen Name gab ihr Sulzer nach der griechischen Sagengestalt Danaë, einer der Geliebten des Zeus und Mutter des Perseus. (Gierth 2014, online).

Paarungsrad Sympetrum danae

Paarungsrad Sympetrum danae

Sie kommt auf der ganzen Norhalbkugel vor, in den südlichen Gegenden aber auf höhere Lagen beschränkt. (British Wildlife Publishing, 2006). Da sie durch ihre Färbung leichter aufwärmt auch in nördlicheren Regionen anzutreffen. Sie wandert und schliesst sich anderen Zügen an (ebenda).

Sympetrum danae - Schwarze Heidelibelle

Sympetrum danae – Schwarze Heidelibelle

Sie fliegt in ihrem Verbreitungsgebiet von Mai bis November. In Bayern wurden beide Extreme nachgewiesen. Die Hauptflugzeit liegt hier aber in den Monaten Juni bis September (R. Bönsch in Libellen in Bayern, 1998).

Wo trifft man diese Libelle am ehesten an?

Die Schwarze Heidelibelle bevorzugt saure Gewässer ohne viel Fischbesatz wie Hoch und Übergangsmoore. Die meisten Fundorte stammen in Bayern von Teichen und Weihern sowie Moore (ebenda). Aber bei Hochwasser kommt sie auch am Inn vor (Reichholf, 2006). Also eine Art, die man beim Bade oder Angelausflug nicht unbedingt zu Gesicht bekommt.

Sympetrum danae - Schwarze Heidelibelle, Weibchen

Sympetrum danae – Schwarze Heidelibelle, Weibchen

Bestimmung

Die Männchen sind unter den Heidelibellen unverwechselbar und können höchstens mit Moosjungfern verwechselt werden. Diese haben aber ein weißes Gesicht. Die Weibchen erkennt man an den drei gelben Flecken auf ihrer Thorax-Seite. Auch dies ist unverwechselbar. Die Beine dieser Art sind schwarz.

Gefleckte Heidelibelle Sympetrum flaveolum (Linnaeus 1758)

Auch wenn “Libellen in Bayern, 1998” sie auf dem fünften Platz führt, finde ich die Art gefühlt viel seltener als die anderen Heidelibellen Arten. Es mag daran liegen, dass alle Vorkommen um München erloschen sind (Gierth, 2014, online) – aber im Allgemeinen ist die Art stark rückläufig um daran zu erinnern wurde ihr auch der Titel Libelle des Jahres 2015 verliehen.

Gefleckte Heidelibelle - Sympetrum flaveolum

Gefleckte Heidelibelle – Sympetrum flaveolum

Der deutsche Name bezieht sich auf den sehr deutlichen gelb-orangen Fleck an der Flügelbasis. Der wissenschaftliche Name ist lateinisch für das kleine Gelbe und meint auch den gelben Fleck (Fliedner 2006). Die Englische Bezeichnung ist auch hier wieder gleich. Yellow-winged darter. Sie ist sehr wanderfreudig und mobil.

Das Verbreitungsgebiet reicht von Europa bis Japan. In Deutschland kommt sie am häufigsten in der norddeutschen Tiefebene vor, ihre Verbreitung ist überall rückläufig, in den südlichen Bundesländern aber noch stärker (BUND, online).

Gefleckte Heidelibelle - Sympetrum flaveolum

Gefleckte Heidelibelle – Sympetrum flaveolum

Wo trifft man diese Libelle am ehesten an?

Die Gefleckte Heidelibelle benötigt Gewässer mit schwankendem Wasserstand und mit flach auslaufendem Ufer die im Sommer ganz oder teilweise austrocknen (J. Kuhn in Libellen in Bayern, 1998). Also Gewässer, die nicht mehr häufig sind.

Gefleckte Heidelibelle - Sympetrum flaveolum

Gefleckte Heidelibelle – Sympetrum flaveolum

Bestimmung

Es handelt sich wieder um eine Libelle mit gelb-schwarzen Beinen. Aber eindeutig ist sie an dem gelben Fleck an der Flügelbasis zu erkennen.

Ende Teil 1 – im zweiten Teil geht es weiter mit der Gebänderten Heidelibelle.

Sympetrum pedemontanum - Gebänderte Heidelibelle

Sympetrum pedemontanum – Gebänderte Heidelibelle

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Verwendete Literatur:

Dijkstra, K-DB, and V. J. Kalkman. “Phylogeny, classification and taxonomy of European dragonflies and damselflies (Odonata): a review.” Organisms Diversity & Evolution 12.3 (2012): 209-227. klick

Fliedner, H. “Die wissenschaftlichen Namen der Libellen in Burmeisters ‘Handbuch der Entomologie’.” Virgo 9 (2006): 5-23. klick

Löns, Hermann. Wasserjungfern: Geschichten von Sommerboten und Sonnenkündern. Verlag Voigtländer, 1919

Wildermuth, Hansruedi, and Andreas Martens. Taschenlexikon der Libellen Europas: alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. Quelle & Meyer, 2013.

REICHHOLF, Josef H. “Heidelibellen Sympetrum sp. folgen den Hochwässern an Isar und Inn.”

Kuhn, K., and K. Burbach. “Libellen in Bayern.–333 S.” Stuttgart (Eugen Ulmer)(1998).

Field Guide to the Dragonflies of Britain and Europe: Including western Turkey and north-western Africa. Dorset: British Wildlife Publishing, 2006. Hrsg Dijkstra, K-DB

Tolkien, John Ronald Reuel, and Margaret Carroux. Der Herr der Ringe. Klett-Cotta, 2002.

Mayer, G.  “Studien an der Heidelibelle Sympetrum vulgatum (L.).”Naturk. Jb. Linz (1961): 201-217. klick

http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/Lauterbornia_1989_02_0003-0012.pd klick

Schiemenz, Hans. “Libellen unserer Heimat.” (1953).