Reisebericht zum Birdwatching
Mit einer Woche Verspätung sind wir Mitte Februar, gerade noch rechtzeitig vor dem Eintritt einer Winterdepression, Richtung Süden aufgebrochen. Ziel war die Vogel- und Unterwasserwelt der Algarve und des Alentejo, der Region nördlich der Algarve.
An- und Abreise mit Ryanair von Memmingen
Wir haben diesmal ein Experiment gewagt und sind mit der „berühmt-berüchtigten“ Ryanair geflogen. Diese Fluglinie war trotz unseres riesigen Gepäckaufkommens (vier Koffer und zweimal Tauchgepäck, zuzüglich zwei mal 1o Kilo Handgepäck) der günstigste Anbieter. Abflugort war der Allgäu-Airport Memmingen, gut eine Stunde 20 Minuten von uns entfernt. Zum FJS-Airport München benötigt man auch nur 45 Minuten weniger Anfahrtszeit und hat dazu noch höhere Parkgebühren.
Der Allgäu-Airport ist klein und gemütlich, die Parkplätze rundherum sind um ein vielfaches größer als das Terminal. Im Großen und Ganzen ein angenehmer Flughafen. Nur beim Rückflug war es sehr ärgerlich, dass man für die Kofferkulis auch im Sicherheitsbereich bei den Gepäckbändern Kleingeld (50 Cent und 1 Euro Münzen) benötigt und es keine Möglichkeit gibt dort Geld zu wechseln. Ein Münzwechselautomat wäre da schon angebracht.
Schon vor der Reise hat sich Ryanair als eine überraschend gute Airline gezeigt. Das Buchen von verschiedensten Optionen hat auf der Webseite hervorragend und schnell geklappt. Sogar unser recht kurzfristiges Umbuchen des Hinfluges um eine Woche war kein Problem und kostete uns nur 30 Euro extra. Da haben wir bei anderen Lowcost-Airlines schon heftigere Preise erlebt. Bei der Gewichtskontrolle der aufgegeben Gepäckstücke gab es keine Probleme (auf dem Rückflug mehr als 6 Kilo Übergepäck). Handgepäck wurde nicht auf Größe oder Gewicht überprüft. Dank Priority-Check-In (2 Euro extra) kam man schnell in den Flieger und konnte das Gepäck gut verstauen.
Auch wenn das Essen nicht im Preis inkludiert ist, so ist die Auswahl dafür besser als bei anderen Airlines. Pommes gehen immer und schmecken auch im Flugzeug. Und für die Spielsüchtigen gibt es auch noch Rubbellose zu kaufen. Um das Paket noch komplett zu machen haben wir unser Auto über Ryanair mitgebucht. Wir hatten einen Kleinwagen geplant und sollten für drei Wochen 170 Euro bezahlen. Verleiher war Thrifty, die zu Hertz gehören. Nach gut einer Stunde Wartezeit am Schalter bekamen wir dann für 130 Euro Aufpreis einen nagelneuen Audi A3 als Upgrade angeboten. Das Angebot haben wir als Audifahrer dann natürlich angenommen. Leider hatten wir nach gut 1,5 Wochen eine Reifenpanne – Marcel hat ein fieses Loch am Straßenrand übersehen und mussten den Wagen austauschen. Als Ersatz bekamen wir einen Nissan Qashqai mit Automatik und Panoramadach – ohne Aufpreis. Zur Vogelbeobachtung aus dem Auto optimal. Mit normaler Schaltung lässt sich nicht ganz so gut Birden, wenn auf der Mittelkonsole das 600er liegt und man Schalten muss… Der kaputte Reifen hat uns schlussendlich 110 Euro gekostet. Ein sehr fairer Preis. Alles in allem war Ryanair und die über sie gebuchten Services hervorragend. Nervig ist nur das Gelb in den Kabinen, schon ein bisschen grell… Und für Gepäcknetze am Sitz würde ich schon fünf Euro extra zahlen…
Das Hauptquartier
Wir hatten uns für diesen dreiwöchigen (ursprünglich vierwöchigen) Trip gegen ein Hotel entschieden und ein Apartment über Airbnb gebucht. Das hat soweit super geklappt. Auch wenn die Bedingungen von Airbnb uns nicht wirklich zusagen. Sie wollen eine sofortige Zahlung bei Buchung und bei Buchungen ab vier Wochen gelten die Bedingungen für Langzeitstornierung. Dies bedeutet, dass man vier Wochen immer bezahlen muss und erst alles was darüber hinaus geht erstattet bekommt. Nichtsdestotrotz war die Unterkunft Dank des Langzeitrabattes sehr günstig. Wir haben für die Ursprünglichen vier Wochen 495 Euro bezahlt. Das Apartment war nicht groß, ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, Badezimmer mit Wanne und Bidet, eine tolle Terrasse und Küchenmitbenutzung beim Hausbesitzer Pedro. Seine Waschmaschine durfte auch benutzt werden. Und für Warme Tage gibt es dort auch einen Pool und für die kalten Tage, Abende und Morgende gab es einen Heizlüfter, der wahlweise das Schlafzimmer oder das Bad in kürzester Zeit auf angenehme Temperaturen brachte.
Der Garten selber beheimatete ein paar Zitrusfrüchte und etliche Vögelchen. Unter anderem einen Wiedehopf, den wir einmal fotografieren und tägliche hören durften. Außerdem stand das Grundstück auf der Grenze von drei Steinkauz-Revieren, die sich ab Sonnenuntergang immer wieder in den gesanglichen Wettstreit um die Reviere begaben. Leider haben sie sich uns nicht gezeigt, auch wenn wir ihre nächtlichen Gesangsplätze ausfindig machen konnten. Auf dem Nachbargrundstück wohnten neben ein paar Hühnern auch ein Pfau. Sein Rufen hat uns anfangs verwirrt, denn wer rechnet schon mit einem Pfau.
Wer ein günstiges Zimmer zwischen Olhão und Faro sucht, der sollte Pedros Häuschen in Betracht ziehen.
Wir haben für uns aber beschlossen, dass drei Wochen Selbstversorgung im Urlaub nichts für uns sind, insbesondere da uns beide eine fette Erkältung erwischt hatte. Da wünschte man sich schon abends den Zimmerservice herbei, der einem einen leckeren Burger aufs Zimmer gebracht hätte.
Essen in Portugal
Apropos Burger, da wir oft zu faul für ein Restaurant waren haben wir uns mit Fastfood aus dem Forum-Algarve beholfen. Das Forum-Algarve ist das Einkaufszentrum Faros und beherbergt neben den klassischen FF-Ketten auch ein paar nette portugiesische FF-Verkäufer. Positiv zu erwähnen sind hier Joshoua‘s, ein israelischer Falaffel / Shawarm-Laden, das Suppengeschäft und der Burger-Laden, der Burger auch ohne Brötchen und dafür mit Chips oder Reis und Salat serviert.
Was im Allgemeinen etwas problematisch in Portugal sein kann, ist der immense Knoblauchverbrauch. Alles ist damit „gewürzt“. Wer das nicht mag oder verträgt hat es oft schwer Nahrung außerhalb von McD zu finden. Auch wenn man extra sagt, dass man keinen Knofi möchte kommt man oft nicht drumherum, zum Anbraten wird vermutlich ein Knoblauchöl benutzt. Kein Urlaubsland für Vampire und Verwandte.
Die Qualität des Essens reicht auf der einen Seite von teuer und nicht unser Fall in der Nähe von Castro Verde über teuer und gut, das Restaurant Infante in der Nähe von Castro Marim (37.181757, -7.491027) hin zu teuer und sehr gut im Restaurant Iberico in Almacil (37°03’52.5″N 8°02’56.3″W) und auf der anderen Seite sau günstig und sehr lecker im Restaurante De Querença (FB-Link) in Querença, (37.199322, -7.987264) bis zu günstig und akzeptabel im Restaurant Vista Formosa in Olhão (37.032647, -7.822190). Günstig und richtig mies haben wir nicht erlebt. Leider hatte die letzte Bratwurst vor Amerika Winterpause und wir hätten es dabei bewenden lassen sollen. Aber wir mussten ja unbedingt am süd-westlichsten Punkt Europas etwas essen und haben einen anderen Imbiss aufgesucht. Lasst es euch gesagt sein, macht es nicht. Es war ein teurer und extrem mieser Hotdog – Ikea-Hotdogs sind dagegen ein Viersterneschmaus. Wenn ich nur dran denke wird mir schlecht….
Die Portugiesische Küche hat uns doch etwas an die Kroatische erinnert. Insbesondere, weil auch hier Gemüse nicht unbedingt auf dem Speiseplan stand. Entweder Fleisch oder Fisch. Und alles in Knoblauch ertränkt. Aber das Brot aus den Supermärkten war immer von sehr guter Qualität und extrem lecker. Außerdem konnte man für kleines Geld Orangen und Clementinen am Straßenrand kaufen (oder wenn man sich getraut hätte, einfach pflücken). Die Milchkaffees waren gut, bei den Cappuccinos konnte man Glück oder Pech haben. Oft bekam man sie mit Sahne anstelle von Milchschaum und meist mit Zimt bestreut. Laktosefreie Milch oder Sojamilch haben wir nur bei Costa Coffee am Airport bekommen (und da schmeckte mir – Marcel – der Kaffee gar nicht). Für die Laktoseintoleranten bietet es sich an Laktase mitzubringen. In Portugal ist sie nicht überall zu bekommen und es gibt wohl nur ein Produkt. Vanille-Laktase-Kautabletten mit einer Dosierung von 3500 EH.
Vogelbeobachtung
Nun zu unseren Aktivitäten. Eine musste leider ausfallen. Wir waren nicht tauchen, denn erst hatte Marcel eine Erkältung und hat damit dann Jule angesteckt. Und anschließend hat es Marcel noch mit einem Magendarmvirus erwischt. Also nur Vogelbeobachtung.
Was als erstes ins Auge sticht sind die vielen Störche. Überall in den Städten und auf allen Masten haben sie ihre Nester gebaut. Auf dem Land kann man sie sogar noch in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Sie brüten nämlich in Kolonien in Bäumen.
Der nächste Vogel, der uns ins Auge gestochen ist, ist der Kuhreiher. Auf allen möglichen Wiesen, Weiden, Golfplätzen und dem Grün auf Verkehrsinseln sieht man sie stehen und nach Würmern picken.
Brücke Ria Formosa / Quinta do Lago
Unser erster Ausflug führte uns an die Ancao Brücke (37.02821, -8.02107) in Quinta do Lago. Viele Vögel waren leider nicht vor Ort anzutreffen. Es soll an anderen Jahren erheblich mehr losgewesen sein, wurde uns vor Ort erzählt.
Das Fotografieren vom Steg aus ist auch nicht so einfach, da der Boden durch Fußgänger immer wieder zu schwingen anfängt.
Aber ein paar Watvögel waren schon anzutreffen und beim Sonnenuntergang herrscht dort auch immer einer wunderbare Stimmung. Es lohnt sich somit immer mal wieder vorbeizuschauen.
Vilamoura
Am Anfang haben wir noch längere Touren zu Fuß unternommen. So sind wir durch das Gebiet bei Vilamoura gelaufen. Geparkt haben wir am Rande einer Sandstraße (37.09518, -8.1402) und sind von dort zum ersten Hide (37.09158, -8.14256) gegangen. Unser Ziel war es eine Zwergdommel (kam auch angeflogen und verschwand sofort Schilf) und Purpurhühner zu sehen.
Beim ersten Besuch hatten wir die Purpurhühner am zweiten Hide (37.09658, -8.14953). Auch ein Eisvogel kam am ersten Unterstand vorbei, wollte sich setzten, aber das junge Schilf war noch nicht hart genug. Auf dem Weg zwischen den Hides zwitscherten viele „Warbler“ und Lerchen hüpften über das Feld.
Bei unserem zweiten Besuch hielten wir uns dann nur im ersten Unterstand auf. In der Hoffnung, dass der weit entfernt im Baum sitzende Fischadler doch nochmal zur Jagd auffliegen würde. Er tat es leider nicht. Dafür flogen ein paar Enten durch das Abendlicht, Zwergtaucher jagten sich vor unserer Nase durchs freie Gewässer und ein Purpurhuhn rief unentwegt nach einem Partner. Dieser Hide hat zum Sonnenuntergang ein schönes Licht.
Salinen bei Tavira / Santa Luzia
Die zweite längere Fußrunde führte uns durch das Salinengebiet zwischen Tavira und Santa Luzia. Wir waren auf der Suche nach Flamingos. Geparkt haben wir am Ortsrand bei einigen Taubenstellen (37.11574, -7.64719), sind dann an der weißen Mauer entlang und Richtung der alten Ruine gegangen, von dort nach rechts weg immer am Hauptgraben entlang und haben diesen dann auf höhe des Salzwerkes überquert. Dort ist der einzige Übergang über den Hauptgraben.
Die Flamingos fanden wir am Dreiecksteich am Salzwerk (37.10358, -7.64754). Außerdem gab es dort in dem Gebiet etliche Limikolen wie Rotschenkel und Stelzenläufer.
Wir erreichten unser Auto mit Einsetzen des Regens. Eine Schlechtwetterfront hatte die Algarve erreicht, die dann gut drei Tage andauerte. Nicht immer mit Regen, aber mit Kälte und bösem Wind.
Sítio das 4 Águas und Forte do ratoand arraial Ferreira neto
Das führte dann dazu, dass wir ein bisschen mehr aus dem Auto „birdeten“. Am selben Tag wie die Salinen haben wir noch beide Gebiete längs der Mündung des River Gilão bei Tavira befahren und konnten dort sogar Flamingos aus dem Auto beobachten. Außerdem war ein Seidenreiher sehr geduldig mit uns und lies sich im Wind von uns aus nächster Nähe beobachten und fotografieren.
Leider war der Wind oft so stark, dass die Stative nicht 100% stillstanden und auch auf dem Reissack im Auto wackelte der Wind an den Objektiven. Aber der Wind treibt die Vögel natürlich auch in den geschützten Gebieten zusammen, denn zweiter Besuch in Tavira, bei gutem Wetter, war weniger erfolgreich.
Lago de St. Lourencio (Quinta do Lago)
Ein für uns tolles Gebiet war ein Teich mit Hide am Golfplatz in Quinta do Lago / Lago de St. Lourencio. Der Teich liegt zwischen dem Steg und Quinta do Lago und der Ludo Salzgewinnung. Der erste Hide liegt genau hier: 37.024638, -8.011678. Geparkt werden kann direkt in der Nähe (37.025365, -8.015507). In unmittelbarer Nähe zum Parkplatz liegt noch ein zweiter zweistöckiger Hide (37.024583, -8.015469 ).
Beide Unterstände selber war jetzt nicht so toll aber rundherum war es wunderbar. So konnten wir neben dem ersten Hide über längere Zeit eine Zwergdommel bei der Jagd beobachten und sogar einige Purpurhühner grasten auf dem Golfplatz und flogen immer wieder in den Teich.
Ein Schwarzkopfweber-Pärchen kam gelegentlich Fotoreichweite geflogen und Iberische Zilpzalpe (sie sehen aus wie die „normalen“ Zilpzalpe, haben aber einen anderen Gesang) hüpften von Halm zu Halm. Dazwischen Gebirgsstelzen und Stieglitze. Wenig scheu zeigten sich auch die Löffel- und andere Enten. Kormorane, Sichler (Glossy Ibis) und sehr viele Silber und Kuhreiher rundeten das Bild ab. Auch hier konnten wir, wie an fast allen Tümpeln, Schildkröten beim Sonnenbad beobachten.
Etwas besonderes war eine wunderbare Säugetierbeobachtung (leider zu spät für gute Fotos). Wir konnten einer Westschermaus beim futtern zusehen. Die Ostschermaus in der aquatischen Form gehört schon länger zu meinen Wunschtieren. Aber die Westliche gesehen zu haben ist fast noch viel besser, ist sie doch die seltenere Art. Dieser Teich ist wirklich lohnenswert.
Lagoa das dunas douradas
Ein anderer toller Spot war der Teich bei beim Douradas Beach Club. Parken konnte man direkt gegenüber des Teichs (37.044326, -8.053858). So muss man seine Ausrüstung kaum schleppen. Auch hier steht wieder ein Hide zur Verfügung, den wir aber gar nicht nutzen mussten. In toller Fotografennähe tummelten sich Sichler und Kormorane im seichten Wasser. Zum Sonnenuntergang verwandelte sich die eine Insel in einen Schlafplatz für dutzende Kuhreiher. Wahnsinn wie viele sich auf einem Baum/Gestrüpp niederlassen können.
Ria de Alvor
Die Lagune bei (37.132929, -8.612533) haben wir zweimal angefahren und dort beim ersten Besuch Flamingos und ein Löffler-Pärchen beim flirten in guter Nähe angetroffen. Auf dem Weg zur Lagune saß ein Mäusebussard im Baum, leider im sehr ungünstigen Gegenlicht.
Da wir aber mehr die Sonnenuntergangsbirder als die Sonnenaufgangsbirder sind, hatten wir mit ungünstigen Lichtverhältnissen zu kämpfen.
Beim zweiten Versuch waren alle Vögel am anderen Ende der Lagune aber Jule konnte ein paar Grasmücken beim Beerenpicken fotografieren. Insgesamt für uns ein lohnenswerter Platz, auch wenn er von unserem HQ recht weit entfernt war.
Lagoa dos Salgados
Hier handelt es sich um einen Platz (37.097603, -8.336554) bei dem man wunderbar vom Auto heraus zu fotografieren kann. Dort hatten wir Reiher neben dem Auto und ein paar „Kleinvögel“ wie z.B. den Grünfink.
Man kann aber auch von einem Versteck in Form eines Zaunes die Vögel in der Lagune beobachten. Es handelte sich um die üblichen Verdächtigen, Kormorane, Limikolen und Flamingos.
Castro Marim
In Castro Marim (37.231311, -7.426114 ) hatten wir neben Braun- und Schwarzkehlchen Rothühner und den Iberischen Hasen vor unserer virtuellen Flinte. Das Naturparkzentrum selber machte einen sehr komischen Eindruck auf uns. Desinteressiertes Personal, total leer, nurmit ein paar Plakaten aufgehübscht. Nach unserem kurzen Besuch wurden auch sofort die Gitter heruntergelassen. Sehr enttäuschend. Auf dem Rückweg haben wir dann wenigstens noch einen Steinkauz (37.262454, -7.472848) entdeckt.
Unser zweiter Besuch in der Gegend verlief nicht aufregend. Der eine Weg endete abrupt an einem Zaun (37.264690, -7.460483), der eigentlich nicht dort ein sollte. Wir sind dann irgendwann wieder nach hause gefahren, da wir beide zu diesem Zeitpunkt schon erkältet waren.
Der Ria Formosa Nationalpark
Bei Olhão befindet sich das Nationalparkzentrum (37.033010, -7.821540) für den Nationalpark Ria Formosa. Es kostet EUR 2,60 per Person Eintritt. Laut allen möglichen Reiseführern und Webseiten und der Broschüre des Nationalparks befindet sich dort eine Zucht für Portugiesische Wasserhunde und eine Aufzuchtstation für verletzte Vögel. Außerdem sollen dort freilebende, wilde Chamäleons vorkommen. Die Wasserhundezucht ist verfallen und Vögel werden auch schon lange nicht mehr gesund gepflegt. Aber Chamäleons (37.034302, -7.818036) leben dort. Zumindest eins. Das haben wir gefunden. Zweimal mit einer Woche Abstand im selben Busch. Es war die erste Sichtung eines Chamäleons für 2016 im Nationalpark. Ha, wir sind stolz auf uns. Damit hat sich für uns der Besuch des Parks Nationalparkzentrums Ria Formosa gelohnt. Ansonsten haben wir dort noch unzählige Blaue Elstern und einen Wiedehopf neben den üblichen Wasservögeln angetroffen.
Castro Verde
Ein weiteres Highlight waren unsere beiden Trips nach Castro Verde ins Alentejo. Zuerst war es nur ein Tagesausflug, es hatte uns aber dort so gut gefallen, dass wir beschlossen noch einmal hinzufahren. Wir wurden, trotz schlechten Wetters, mit tollen Begegnungen mit Großtrappen und der Sichtung des Spanischen Kaiseradlers und eines Gleitahrs belohnt. Von den Großtrappen (37.68302, -7.96835 und 37.71947, -7.921 und 37.66672, -7.95481 und 37.6769, -7.89888) sind uns sogar ein paar Fotos aus größerer Entfernung gelungen. Die Zwergrappen zeigten sich uns leider nicht, aber dafür wieder Rothühner, Störche, Kiebitze und Steinkauze.
Für die Trappen wurde extra ein Schutzgebiet von der LPN eingerichtet, in das keine Touristen ohne Begleitung dürfen. Nur so wird ermöglicht, dass die extrem scheuen Tiere nicht permanent auf der Flucht sind. Wer möchte kann die LPN gerne durch eine Spende bei ihrer Arbeit unterstützen. Das dortige Trappenschutzzentrum machte von den drei durch uns besuchten Zentren den besten und aktivsten Eindruck.
Gewohnt haben wir im 4-Sterne-Hotel Clube de Campo Vila Gale. Wir wollten einfach ein bisschen Luxus haben und eigentlich das Schwimmbad und das SPA genießen. Naja, es war dann für uns eher wie ein Sanatoriumsaufenthalt mit Storch auf dem Dach. Aber das Hotel war trotzdem toll – mit Zimmerservice. Hier sind die einzigen Abstriche zu machen, das Essen für den Roomservice war der Sternekategorie nicht angemessen. Aber das ist es nach unserer Erfahrung ja öfter mal nicht. Dafür war das Frühstück klasse. Und am internationalen Frauentag gab es auch eine Blume für alle Frauen. Aber im Alentejo erwartet man das ja auch, das Bündnis CDU der Kommunistischen Partei mit den Grünen hat dort über 25 Prozent bei den Landeswahlen und über 40 Prozent bei den Regionalwahlen erlangt.
Das Hotel würden wir wieder als Basis für die Gegend wählen, da es günstig liegt und auf dem Gelände schon etliche Vögel zum Beobachten vorkommen.
Felsenalgarve
Natürlich sind wir auch an die Felsenalgarve gefahren, doch der Winter ist nicht die beste Zeit für die windige Gegend. Die Steilküste ist schon gigantisch anzuschauen. Aber mit dem Tauchboot wäre es bestimmt besser gewesen. Zur Vogelbeobachtung ist die Gegend eigentlich nur im Herbst zum Vogelrückzug interessant, dann sollen dort hunderte von Greifvögeln durchkommen.
Fazit
Portugal hat uns am Ende doch noch positiv überrascht. Am Anfang waren wir ein wenig enttäuscht, weil nur wenige Vögel am Steg an der Ria Formosa anwesend waren. Aber mit den richtigen Plätzen und dem richtigen Wasserstand / Wind / Uhrzeit war es auch aus Vogelbeobachtersicht wieder toll. Auch wenn wir für den nächsten Besuch einen späteren Zeitpunkt einplanen würden. Jetzt waren schon einige Zugvögel auf dem Weg in den Norden und andere waren noch nicht aus Afrika eingetroffen. Februar/März ist wohl eher ein ungünstiger/schwieriger Zeitpunkt. Auch ist das Wetter noch recht unbeständig und kalte Tage fühlen sich ohne richtige Heizung verdammt kalt an. Die warmen Tage waren klasse und glücklicher Weise auch in der Mehrzahl. Die Vogelbeobachtung läuft größtenteils anders ab als im Po-Delta. Vieles ist nicht mit dem Auto befahrbar und muss zu Fuß erkundet werden. Die Beobachtungshütten sind dafür teilweise sehr gut. Der Sinn von anderen hat sich hingegen nicht erschlossen. Eine Option für den nächsten Besuch ist ein Wohnmobil, denn an einigen Interessanten Plätzen kann man mit dem Wohnmobil stehen und die Vögel problemlos zu Sonnenaufgang beobachten.
Wie schon am Anfang gesagt, drei Wochen Selbstversorgung ist nicht unbedingt unser Ding im Urlaub. Mit einem Wohnmobil und/oder alleiniger Küche könnte es anders aussehen.
Aber alles in allem hat uns das Land Portugal sehr gut gefallen.
Weiter Informationen mit Tipps für interessante Plätze gibt es hier:
http://www.handybirds.de/ – Viele Berichte über die Algarve mit tollen Fotos
http://www.easybirder.co.uk/Home.html – Englischsprachig aber er hat ein tolles Heftchen mit den verschiedenen Beobachtungsplätzen und eine DVD herausgebracht.
http://pt.meravista.com/sites/default/files/basic_page_pdf/algarve_birdwatching_guide_2012.pdf – Offizieller Guide zum Birdwatching in der Algarve
Fotos wie immer von Jule und Marcel. Brennweite von 150 an Crop bis 1200 an Vollformat. Im Großen und Ganzen galt, je mehr Brennweite desto besser.
Danke für Euren interessanten Bericht, schade, dass es mit dem Tauchen nicht geklappt hat….
Ja, sehr schade :-/
Toller Bericht mit vielen guten Tipps! Ist ja echt ergiebig dort. Portugal steht schon länger auf unserer Liste, allerdings bis jetzt wegen der Landschaft – dass es dort so viele Tiere zu beobachten gibt, war mir noch gar nicht klar 🙂
Außerhalb der Saison ist es da echt angenehm entspannt. Im Sommer wohl eher nicht so… Landschaftlich lohnt es auch. Teilweise hat es mich an Australien erinnert…
Wir sind halt blöderweise auf die Schulferien angewiesen – aber da könnte man vielleicht auch gut mal in den Herbstferien hin, dann dürfte auch nicht mehr viel los sein.
Oster- und Herbstferien sind da nicht Hauptsaison und sollten problemlos gehen.
Aber gleich es mit den Ferien in England ab.