Hauhechelbläuling

Hauhechelbläuling

Rückblicken waren es wirklich vier (eigentlich sogar fünf) sehr ereignisreiche Tage – zumindest für Insekten-Nerds… Angefangen hat es am Donnerstag  mit der sehr interessanten Führung am Ackermann-Bogen (versklavte Ameisen und eine selterner Bläuling bei der Paarung). Am Freitagabend sind wir dann an den Riemer See gefahren und endlich ist Leben in den Park eingekehrt.
Die Azurjungfern und Winterlibellen flogen schon um die Wette, viel stärker noch als amMittwoch.  Leider sind viele frisch geschlüpfte Libellen von Milben befallen sind. Letztes Jahr war uns das nur bei den Heidelibellen aufgefallen, jetzt hatten fast alle Azurjungfern die verräterischen braunen Punkte unter dem Thorax.
Warum gerade der Riemer-See so von Milben bewohnt wird, dass wissen wir leider auch nicht. Wir werden aber an dem Thema dranbleiben und hier auch darüber berichten.

Milben an der Libelle

Milben an der Libelle

Es waren auch schon einige Bläulinge unterwegs. Im Mai hatten wir ja einen Hauhechelbläuling und einen Kurzschwänzigen-Bläuling. Dazu gesellte sich nun der sehr unauffällige Zwergbläuling und Jule entdecke am Freitagabend noch den seltenen Idas-Bläuling. Da mache ich extra eine Führung um den zu shen und Jule entdeckt ihn am Riemer See. Wir müssen die Fotos vom letzten Jahr nochmal durchgehen, ob er da auch schon vor Ort war. Im Münchner Raum soll er nicht ganz so selten sein wie im Rest Deutschlands.

Am Samstag bin ich (Marcel) dann um 4:30 aufgestanden und bin alleine in der Früh zum See und wurde mit toller Stimmung und ganz vielen taubedecken Insekten belohnt. Ich konnte neben ein paar nassen Libellen auch endlich wieder Eintagsfliegen fotografieren, die am Donnerstag wohl ihren Schlüpfetag hatten und in Massen schwirrten bzw nass am Wegesrand sassen. Das Fotografieren hat richtig Spaß gemacht und ich bin um halb acht auch wieder ganz glücklich nach Hause gefahren.

Schwalbenschwanz

Schwalbenschwanz

Samstagnachmittag habe ich dann noch eine Führung in Allach an einer unter den Nazis begonnenen und nie vollendeten Autobahntrasse gemacht. Es war interessant ein uns unbekanntes Biotop kennenzulernen und mit etlichen Schmetterling- und Vogelfreunden neues zu lernen. Dort war dann auch der erste Schwalbenschwanz des Jahres zu bestaunen. Er scheint aber schon einiges erlebt zu haben, so gerupft wie er aussah. Vermutlich ist er vor den Regentagen geschlüpft. 

Kleinlibelle mit Milben

Kleinlibelle mit Milben

Sonntag klingelte der Wecker dann um 04:15 und wir sind gemeinsam zum Riemer See. Leider war das Wetter nicht so perfekt wie am Samstag, bewölkt und viel zu warm. Keine Tautropfen und recht schnell munter werdende Insekten. Das eine oder andere Bild gab es trotzdem und das Konzert der Frösche und Vögel zum Sonnenaufgang ist auch bei nicht idealem Fotowetter einfach schön. Da es leicht bewölkt war sind auch keine Schwalbenschwänze auf dem Hügel beim Hill-Topping anutreffen gewesen.

Staatsgründung

Staatsgründung

Also sind wir ins Benediktenfilz gefahren. Erstaunlicherweise war es recht trocken und schon sehr heiss. Die Insekten waren alle fleißig am herumflattern. Azurjungfern und Adonislibellen waren in Paarungslaune und flogen im Tandem über die Wiesen. Am kleinen Weiher hat ein Imker seinen Bienenstock. Wir hatten uns vor ein paar Wochen schon mit ihm unterhalten. Er hatte uns erzählt, dass er jetzt regelmäßig seine Bienen kontrollieren müsse, da die Zeit zum ausschwärmen vor der Tür stände. Da wir vor hatten öfter im Benediktenfilz zu sein, boten wir ihm an, dass wir auch ein Auge auf seine Bienen hätten und ihn im Notfall anrufen würden… Der Zufall hat manchmal einen komischen Humor, denn genau heute sammelten sich seine Bienen um die neue Königin, um dann einen neuen Staat zu gründen…

Falkenlibelle (Cordulia aenea)

Falkenlibelle (Cordulia aenea)

Neben einem Plattbauch, von dem uns leider kein Foto gelungen ist, haben wir im Moor ein Paarungsrad der Falkenlibelle (Cordulia aenea) gesehen. Wir hatten erst gehofft, dass es sich um die seltene Alpen-Smaragdlibelle  (Somatochlora alpestris) handeln würde. Diese ist nämlich in Deutschland einer der seltensten Libellenarten (Rote Liste Deutschland 1), da sie nur über 420 m Höhe vorkommt und bestimmte Hochmoorvegetation für ihre Larven benötigt. Aber auch so ein toller Fund. Aber das war nur einer der Höhepunkte des Tages.

Während ich versuchte einem kleinen Falter, der an seinem Halm hin und her geschleudert wurde zu fotografieren beobachtete Jule ein Reh, dass nur ein paar Meter entfernt stand. Leider hat ein Fahrradfahrer das Reh vertrieben… Aber das Kitz war dageblieben und rief nach seiner Mama. Wir haben es zwar nur kurz beobachtet, aber als es dann auf uns zu kam sind wir lieber auch weiter gezogen. Reh-Adoptiveltern wollten wir nicht werden.

Ach ja, der Falter war ein Wald-Wiesenvögelchen. Ein sehr seltener Schmetterling, der nur noch in Bayern vorkommt. Rote Liste Deutschland 1, Bayern 2.

Viefleck

Viefleck

Nach einer Kuchen und Frühstückspause in Feldkirchen sind wir noch in den Teufelsgraben gefahren. Es steht noch immer viel Wasser dort, aber den Libellen gefällt es. Jungfern und Adonisse waren auch hier im Liebestaumel. Unser erster Vierfleck flog uns über den Weg und während ich einen Vierfleck bei der Revierverteidigung beobachten und fotografieren konnte, hat Jule noch einen Frühen Perlmuttfalter (Boloria euphrosyne), Rote Liste Deutschland 2.

Wir waren auch der festen Überzeugung, dass wir noch eine Waldohreule gehört haben, aber gefunden haben wir sie nicht…