Pikachu, das bekannteste Pokémon

Pikachu, das bekannteste Pokémon

Ich bin mit Computerspielen großgeworden, in den Spielhallen standen damals die mannshohen Arcarde-Automaten, der Spielestammvater Pong kam im selben Jahr wie ich zur Welt, Atari feierte mit seiner Konsole Atari 2600 in den 80ern die ersten Riesenerfolge und der Commodore C64 war mein erster Computer. Daneben gab es noch diese kleinen LCD-Games (u.a. auch von Nintendo als Game & Watch), mit denen konnte man  ccein Spiel in für der damaligen Zeit passablen Grafik unterwegs spielen. Meist immer nur 1 oder zwei Level und unterschiedliche Schwierigkeitsgrade kamen einfach durch verschiedene Geschwindigkeiten zustande.

Traumato (gelb) mit Trainer (orange)

Traumato (gelb) mit Trainer (orange)

Was an mir komplett vorbeigegangen war, das war der Gameboy in all seinen Varianten. Das Spiele-Repertoire dieser ersten portablen Konsole hat mich nie angesprochen. Das galt übrigen auch über lange Jahre für die klassischen Konsolen wie Playstation und später X-Box.

Taubsi (sehr häufig) mit der Hand gefangen

Taubsi (sehr häufig) mit der Hand gefangen

So konnte ich auch nie etwas mit den echt niedlichen Pokémon anfangen – der Gameboy war nicht meins, ein besonderer Anime-Fan war ich auch nie und mit Sammelkarten konnte ich nie etwas anfangen. Ich war und blieb PC-Spieler. Bis ich mir mit 42 eine X-Box zulegte und doch sehr begeistert bin, es ist sehr entspannt wieder auf dem Fernseher wie zu C64-Zeiten zu spielen. Nur in viel besserer Qualität und Größe.

Ein Flegmon an der Isar

Ein Flegmon an der Isar

Auch Handyspiele haben mich nie wirklich interessieren können, sogar die Adaptionen des Rollenspielklassikers Baldur’s Gate – meine allerliebste Rollenspielserie – konnte mich nicht begeistern. Die Steuerung war und ist einfach nur bescheiden und so ein Smartphone-Display ist doch auch recht klein. Es war also eine rechte Enttäuschung.

Schäfchen und Schweinchen mit Taubsi (lieb)

Schäfchen und Schweinchen mit Taubsi (lieb)

Im July 2016 kam dann das erste Handyspiel, das mich in den Bann gezogen hat auf den Markt: Pokémon Go. Es hat kein besonderes Gameplay, keine weltbewegende Grafik aber es ist sowas von fesselnd. Die meiste Zeit verbringt man mit dem Farming (Computerslang für sammeln/ernten) von Bonbons. Diese erhält man indem man Pokémon fängt und dann  im Spiel an Professor Willow schickt.


Farming ist in vielen Computer-(Rollen- oder Strategie)spielen eine der häufigsten aber oft auch langweiligen Hauptaufgaben. So z.B. beim Klassiker der Online-Rollenspiele Ultima-Online (aus dem Jahr 1997 und damit ein Jahr jünger als die Pokémon), der Mutter aller MMORPG (Massive Multiplayer Online Roleplaying) wie World of Warcraft (WoW). Dort hab ich in den 1990ern  mit meinem Schmied oft Stundenlang Erz geschürft und miese Schwerter hergestellt um endlich besser zu werden.  Das Bonbon-Farming in Pokémon Go ist weniger langweilig, aber genauso zeitintensiv. Man streift alleine oder wie wir, immer zu zweit oder auch gerne in Gruppen durch die Gegend und fängt mit Hilfe seines Smartphones die Pokémon ein. Alternativ begibt man sich zu bekannten Pokémon-Hotspots und trifft sich dort mit bis zu über hundert anderen Pokémon-Trainern und fängt gemeinsam die Monster. Am Münchner Bordeaux-Platz trifft man bei schönem Wetter immer kleinere und größere Gruppen mit kompletten Campingequipment. Die Stadt wird dadurch wieder ein Stück urbanisiert und belebt. Ehemals tote Ecken sind plötzlich bei Alt und Jung beliebt – nicht unbedingt zur Freude der Nachbarn.

Pokemon Go enthält neben den Farming ein weiteres klassisches Element aus Computerspielen, das Sammeln und Aufrüsten von Gegenständen, in diesem Fall Monstern. Der Klassiker der diese Sammelleidenschaft in jedem hervorrief war Diablo (1996 im Pokémon-Jahr erschienen) und damals von mir sehnsüchtig erwartet. Ich brauchte damals einen neuen PC (es dürfte ein PentiumPro gewesen sein) um es damals spielen zu können. Und auch der dritte Teil aus dem Jahre 2012 hat diese Leidenschaft für das Sammeln wieder in mir erwecken können.

Pantimos, das Europa Pokémon

Pantimos, das Europa Pokémon

Bei Pokemon Go gibt es theoretisch 151 Monster, wovon ein paar noch nicht in freier Wildbahn vorkommen und drei an Kontinente gebundene – z.B. Pantimos an Europa. Die Monster gibt es in bis zu drei Entwicklungsstufen. Entweder hat man das Glück und findet und fängt alle Entwicklungsstufen oder man entwickelt die höher Form aus der niedrigeren. Dafür muss man aber die passenden  Bonbons “farmen”. Das heißt Pokemon vom selben Typ fangen. So kann aus einem Bisasam ein Bisaknosp und zum Schluss ein Bisflor werden. Bisasam kommen in München im Ostpark recht häufig vor.

 

Da man die Pokemon sammelt um sie in Arenen gegen andere Pokemon kämpfen zu lassen, deshalb heißen die Spieler auch Pokémon-Trainer und nicht Pokémon-Sammler oder Jäger. Dafür braucht man aber gute Pokémon und die bekommt man selten in freier Wildbahn sondern man brütet sie aus Eiern aus. Dazu muss man, je nach Art des Monsters, 2, 5 oder 10 Kilometer zu Fuß unterwegs sein.

Bisaflor, Weiterentwicklung aus Bisasam

Bisaflor, Weiterentwicklung aus Bisasam

Um seine Pokémon zu fangen braucht man sogenannte Pokébälle, die man an Pokéstops erhält. Das sind oft kleine Sehenswürdigkeiten in der Stadt, an denen man virtuell drehen kann und dann eine Belohnung erhält.

Ein Schlurp

Ein Schlurp

Man läuft also durch die Stadt, bevorzugt durch Parks und “farmt” Bonbons, Bälle und ganz wichtig in allen Computerspielen – Heiltränke. Und solange man nicht alle Pokémon hat und/oder Level 40 (dem höchsten Level) ist, wird das Spiel noch immer begeistern können. Und das Generationsübergreifend. Und Dank der niedlichen Monstern begeistert Pokémon nicht nur die klassisch männliche Gamergemeinde sondern auch Frauen und Mädchen.

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